Literatur

Wie Science Fiction ohne Zukunft

Georg Klein, geboren 1953 in Augsburg, erhielt 2000 den Ingeborg-Bachmann-Preis.
Georg Klein, geboren 1953 in Augsburg, erhielt 2000 den Ingeborg-Bachmann-Preis.Eva Häberle
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„Im Bienenlicht“: Zuweilen manieriert, in einem elaborierten Deutsch, handeln Georg Kleins Erzählungen von kuriosen Begebenheiten.

Seit Georg Klein vor 25 Jahren mit seinem ersten Roman, „Libidissi“, vergleichsweise spät, aber viel beachtet die literarische Bühne betreten hat, zählt der mittlerweile 70-Jährige zu den Festposten der deutschsprachigen Belletristik. Jetzt ist wieder eine Sammlung von Erzählungen an der Reihe. Ausgewiesen durch sieben Romane, kann es sich Klein leisten, eine Gattung zu pflegen, die den Medien und den Lesern in unserer Gegenwart als nicht ganz satisfaktionsfähig gilt. Als wäre das Werk Kleists, Poes, Tschechows oder Kafkas – jenseits seiner Romanfragmente – für die Weltliteratur von sekundärer Bedeutung.

In einem elaborierten, die lexikalischen, grammatischen und stilistischen Möglichkeiten ausschöpfenden Deutsch, das den zunehmenden, nur scheinbar demokratischen, in Wahrheit bildungsfeindlichen Bestrebungen für eine „leichte“ oder „einfache“ Sprache zuwiderläuft, handeln Kleins Erzählungen von kuriosen Situationen und Begebenheiten. Was ihnen einen enigmatischen Charakter verleiht, ist das Zusammentreffen von präzisen, detailverliebten Einzelheiten und vagen Orts- und Zeitangaben, die man kafkaesk nennen möchte, wäre dieses Attribut nicht durch inflationären Gebrauch entwertet. Selbst wenn der Name eines realen Orts – etwa Neukölln – auftaucht, bleibt der seltsam unbestimmt, ein austauschbares Etikett eher als der auf einer Landkarte auffindbare Stadtteil.

Imker und brüllende Mammuts

Alle 18 Erzählungen, mit Ausnahme von zwei, haben einen Ich-Erzähler, dessen Aussehen und Wesen mehr oder weniger verborgen bleibt, der aber über einen je anderen Tonfall verfügt. Je neun Erzählungen sind unter den auf das Stichwort „Bienen“ rekurrierenden Zwischenüberschriften „Wachs“ und „Honig“ angeordnet. Bienen im Hexagon einer Wabe geben auch das Motiv für Anke Feuchtenbergers irritierendes Bild auf dem Umschlag ab. Der Buchtitel ist einer der Erzählungen entlehnt. Als Klammer taugt er nicht. Das ungewöhnliche Wort „Bienenlicht“ kommt nur ein einziges Mal vor, am Ende der titelspendenden Erzählung: „Die Imker hören es. Verspätet sind sie ganz Ohr. Und zugleich dürfen sie sehen, wie auf acht Bildschirmen der Schein ihrer Welt, das Bienenlicht, im Brüllen der Mammuts erlischt.“ Ein rätselhafter Satz. Ein typischer Georg-Klein-Satz.

Kein Mörder, kein Gärtner, keine Pointe

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