Russlands Präsident Wladimir Putin bei einer Rede im Fernsehen.
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Mitreden: Ist Wladimir Putin jetzt geschwächt?

Russlands Präsident hat den Aufstand der Wagner-Truppe beenden können - ist das ein Sieg? Oder leitete Jewgeni Prigoschin mit seinem Vormarsch auf Moskau den Anfang vom Ende der Ära Putin ein?

Die Ereignisse in Russland in den vergangenen Tagen werfen viele Fragen auf. Was war das ultimative Ziel von Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin, als er in Russland einmarschierte? Was wird nach dem abgesagten Putsch nun mit ihm und seiner Söldner-Truppe passieren? Er befand sich nur noch 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt Moskau, als er seine Privatarmee zurückpfiff. Um Blutvergießen zu vermeiden, wie es hieß. Unter Vermittlung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko hatten er und der russische Präsident Wladimir Putin eine Vereinbarung geschlossen.

Der Kreml-Chef geht in der Auseinandersetzung als Sieger hervor - zumindest kurzfristig. Er kann Durchsetzungsvermögen signalisieren: Die Armee schloss sich den Aufständischen nicht an. Der russische Staat versammelt sich weiter hinter Putin. Die Revolte, die sich auch gegen die Invasion in die Ukraine richtete, ist beendet. Denn Prigoschin hatte zuletzt erklärt, dass das Nachbarland nie eine Gefahr für Russland dargestellt habe. „Damit entlarvte er den barbarischen Krieg als das, was er ist: völlig unnötig“, schreibt Christian Ultsch im Leitartikel. „Für Putin war die Revolte ein Desaster, auch wenn er sie rasch ersticken konnte. Denn im System wurden Schwächen sichtbar: Prigoschin konnte im Handstreich eine Garnisonsstadt wie Rostow einnehmen.“

Zudem musste Putin einen Kompromiss mit dem Söldnerführer eingehen, einem Mann, der einst sein Vertrauter war, so Wieland Schneider. „Die Russinnen und Russen sahen eine Vorstellung, die die Rivalitäten in einem zerrütteten System zeigte. Einen Kampf, der sich vielleicht weniger gegen Putin selbst richtet – der aber eine Ebene unter ihm ausgefochten wird, zwischen Männern wie Prigoschin auf der einen und Generalstabschef Waleri Gerassimov und Verteidigungsminister Sergej Schoigu auf der anderen Seite.“

Ist das nun tatsächlich der Anfang vom Ende Putins? Haben die turbulenten Ereignisse der Bevölkerung das wahre Gesicht ihres Präsidenten gezeigt oder lässt sie sich weiter blenden? Wird der Kreml-Chef den abgebrochenen Aufstand gar nutzen, um noch stärker gegen Kritiker vorzugehen - und seine Macht so letztlich zu festigen? (me)

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