Russland

„Bürgerkrieg verhindert“: Wie Putin wieder die Reihen hinter sich schließen will

Russlands Präsident Putin spricht vor Militärs.
Russlands Präsident Putin spricht vor Militärs.Reuters / Sputnik
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Russlands Präsident Putin ist schwer unter Druck. Er meldete sich zum dritten Mal binen kürzester Zeit öffentlich zu Wort und beschwor die Einheit des Landes.

Am Dienstagmittag schreitet Russlands Präsident Wladimir Putin über den roten Teppich die Treppen des Facetten-Palastes im Kreml herunter. Hunderte von Soldaten in Camouflage haben sich auf dem Gelände versammelt. Er dankt ihnen für „die Entschlossenheit und den Mut“, sie hätten „faktisch einen Bürgerkrieg verhindert“. Es ist Putins Signal der Einheit, das Heraufbeschwören des „patriotischen Zusammenhaltes“, ohne den das „Vaterland in diesen schwierigen Zeiten“ nicht zu halten sei.

Eine Milliarde Euro für die Wagner-Gruppe

In einer Schweigeminute gedachte er der Piloten, die bei Attacken der Söldner-Truppen auf Helikopter und ein Flugzeug ums Leben gekommen waren. Und der Kreml-Chef stellte klar, woher das Geld für die Wagner-Gruppe gekommen sei: 86 Milliarden Rubel (rund eine Milliarde Euro) habe der Staat der Söldnereinheit zwischen Mai 2022 bis Mai 2023 zur Verfügung gestellt.

Bereits am Abend zuvor hatte sich Putin nach dem gescheiterten Aufstand von Jewgeni Prigoschin und seiner Paramilitär-Truppe Wagner noch einmal positioniert. Er wollte Boden zurückgewinnen, den er durch Prigoschins Kurzzeit-Revolte am Wochenende in so kurzer Zeit verloren hatte, wollte innerhalb von fünf Minuten zeigen: „Hier bin ich, ich bin der legitimierte Präsident, ich lebe. Und ich lasse mich nicht erpressen.“ Putin wählte vor braunen Holzpaneelen freilich andere Worte, um sich als den Bewahrer des inneren Friedens zu verkaufen. Er beeilte sich zu zeigen, dass er das gesamte Volk und seinen gesamten Apparat hinter sich wisse. Sich der „Verantwortung für das Schicksal des Vaterlandes“ bewusst, hätten sich „alle Ebenen in Einheit versammelt“, sagte er.

Zu den aktuellen Ereignissen rund um den Ukraine-Krieg und die Krise in Russland in unserem Live Ticker.

Prigoschin brach ungeschriebene Regel

Dass sich kaum einer aus der Regierung – verunsichert durch die Gefahr, die auf Moskau in Form von Panzern zurollte – am Samstag öffentlich hinter Putin stellte, dass niemand aus der Bevölkerung, von der es stets heißt, sie stehe zu 80 Prozent hinter ihrem Präsidenten, auch nur mit dem kleinsten Plakat à la „Wladimir Wladimirowitsch, wissen Sie uns hinter Ihnen“ auf die Straße gewagt hatte, wird in der offiziellen Erzählung voller Lobhudelei nicht erwähnt. Machtkämpfe trägt das russische Regime grundsätzlich nicht öffentlich aus. Prigoschin aber hat mit dieser ungeschriebenen Regel gebrochen und Putin auf schmachvolle Weise herausgefordert.

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