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Wo sind die weiblichen Denkmäler?

 Keine Präsenz. Im öffentlichen Raum sind weibliche Denkmäler rar. Und wenn, handelt es sich meist nur um Allegorien. Zeit, das zu ändern. 
 Keine Präsenz. Im öffentlichen Raum sind weibliche Denkmäler rar. Und wenn, handelt es sich meist nur um Allegorien. Zeit, das zu ändern. Christian M. KREUZIGER/ picturedesk. com
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Denkmäler, Teil 1. Der öffentliche Raum Europas ist brutal männlich. Außer bei Allegorien.

Im Zentrum von Taschkent (Usbekistan) steht die Reiterstatue Tamerlans, des Massenmörders aus dem 14. Jahrhundert. Staaten gestalten öffentlichen Raum ja nach ihren Wertvorstellungen. Politische Zäsuren und Umbrüche gehen dann einher mit Denkmalstürzen. Die Verschrottung obsoleten Inventariums, Typus Lenin, führt gern zu einem Zuwachs an Freiheitsrechten in Wien geht jedoch alles gemütlicher. Das Denkmal des antisemitischen Bürgermeisters Lueger, eigentlich seit 1945 Kandidat fürs Museum, wird nun um 3,5 Grad gekippt, laut einem Kompromiss, gegen den Willen der von Antisemitismus Betroffenen. 2020 in Bristol hingegen agierte die Zivilgesellschaft. Aktivisten stürzten die polarisiernde Bronzestatue des Sklavenhändlers Colston und versenkten sie im Hafen. Black-Lives-Matter-Aktivistin Jen Reid stellte sich mit erhobener Faust auf den Sockel. Aus dieser spontanen Vorlage baute Bildhauer Marc Quinn eine provisorische Nachfolgestatue.

Eines fehlt im öffentlichen Raum: die Repräsentation von Frauen. Lediglich ein Siebtel von Europas Skulpturen ist weiblich, fast nie konkrete Personen, meist Allegorien, oft nacktbrüstig, was Kerlen wie Lueger und Colston nie passiert wäre. In Wien erschienen erst 1929 die ersten Denkmäler ungekrönter Frauen: die Sozialreformerin Auguste Fickert (1855 1910) sowie Margarete Manhardt (1906 1926), die bei einem Verkehrsunfall zwei Kinder rettete und dabei starb.

Sind Männerstatuen jünger, schöner, geiler? Das Buch „In Her Footsteps, Reisen zu außergewöhnlichen Frauen“ (Lonely Planet) versammelt einige der raren Frauen-Denkmäler, die indianische Heldin Sacajawea in Bismarck, North Dakota, die niederländische Spionin Mata Hari in Leeuwarden, die spanische Frauenwahlrechtlerin Clara Campoamor in San Sebasti n.

Ein Anfang? Vielleicht kriegt ja sogar der Wiener Antisemit eines Tages Schieflage und rutscht vom Sockel. Nein, bitte keinen Tamerlan stattdessen! Lieber eine ehrwürdige Frau. Eine passable Nachfolgerin wäre Johanna Dohnal. Die hat in ihrem Leben nichts Grauenhaftes gesagt und noch viel weniger Schreckliches getan.

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