Immobilien

Razzien im Adler-Universum - Verdacht auf Bilanzfälschung

Krisztian Bocsi/Bloomberg
  • Drucken

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt durchsuchte Büros des Wohnungskonzerns Adler Group SA sowie Wohnungen und eine Anwaltskanzlei wegen des Verdachts auf Falschbilanzierung, Marktmanipulation und Untreue. Auch Österreichische Staatsangehörige sind unter den Beschuldigten.

Die Maßnahmen richten sich gegen sieben Beschuldigte, darunter ehemalige Manager der Berliner Tochter Adler Real Estate AG. Die Razzien, an denen 175 Beamte von Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt beteiligt sind, betreffen 21 Objekte in Berlin, Düsseldorf, Köln und Erftstadt sowie in Österreich, den Niederlanden, Portugal, Monaco, Luxemburg und Großbritannien.

Adler bestätigte Durchsuchungen seiner Büros in Luxemburg und Berlin und erklärte, man kooperiere mit den Behörden. Bei den Beschuldigten handelt es sich laut Staatsanwaltschaft um deutsche, österreichische und englische Staatsangehörige im Alter zwischen 38 und 66 Jahren. Ihnen wird vorgeworfen, von 2018 bis 2020 die Bilanzen der Adler Real Estate — die der Adler Group zu 97 Prozent gehört — unrichtig dargestellt oder hierzu Beihilfe geleistet zu haben. Die Namen der Beschuldigten wurden nicht genannt.

Die Ermittler hegen zum einen den Verdacht, dass Beraterverträge abgeschlossen und bezahlt wurden, für die es keine Gegenleistung gab. Zum anderen vermuten sie Scheingeschäfte, mit denen die Bewertungen von Immobilien künstlich in die Höhe getrieben wurden. Damit hätten sie die Beleihungsquote von Adler besser dargestellt als sie tatsächlich war und somit den Kapitalmarkt getäuscht.

Aktien um 98 Prozent eingebrochen

Adler steckt seit Oktober 2021 in der Krise, als der Leerverkäufer Fraser Perring einen vernichtenden Bericht über den Vermieter veröffentlichte. Perrings Viceroy Research warf Adler darin Betrug vor und kritisiserte die Rolle des österreichischen Geschäftsmanns Cevdet Caner im Konzern. Vor einem guten Jahr hatte die Staatsanwaltschaft aufgrund einer Strafanzeige der Finanzaufsicht Bafin Ermittlungen gegen Adler eingeleitet. Diese drehte sich um den Verkauf einer Immobilie in Düsseldorf-Gerresheim im Jahr 2019 für 375 Millionen Euro an eine von Caners Schwager kontrollierte Firma, wie Bloomberg damals berichtete.

Die Aktien von Adler sind in den letzten zwei Jahren um 98 Prozent eingebrochen, da die Gruppe die Vorwürfe von Viceroy nie überzeugend entkräften konnte und darüber unter anderem seinen Wirtschaftsprüfer verlor. Der Wohnungskonzern versucht nun, Liegenschaften zu veräußern, nachdem die Gläubiger einer Umstrukturierung von mehr als 6 Milliarden Euro an Schulden zugestimmt haben.

Perring behauptet, dass Caner und einige seiner Geschäftspartner sich zum Nachteil von Adlers Aktionären und Anleihegläubigern bereichert hätten. Dies sei durch den Verkauf von Vermögenswerten an nicht genannte verbundene Parteien und die Entnahme nicht genannter Gebühren aus dem Unternehmen geschehen. Caner reagierte zunächst nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme.

Laut BaFin war der Gerresheim-Verkauf seinerzeit um 233 Millionen Euro überbewertet. Die Transaktion, die letztlich rückgängig gemacht wurde, war auch von Perring als Beispiel dafür angeführt worden, wie eine Handvoll Investoren sich durch Deals im Adler-Umfeld selbst bereichert hätten. (Bloomberg)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.