Interview

„Der Staat verdient immer am Beginn einer Inflationsphase“

Der Finanzminister müsse ambitionierter sein, sagt Christoph Badelt. 

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Der Finanzminister müsse ambitionierter sein, sagt Christoph Badelt. Foto: Clemens FabryClemens Fabry
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Es dürfe keine Transferleistungen mehr auf Pump geben, sagt Fiskalrats-Präsident Christoph Badelt.

Die Presse: Die steigenden Zinsen werden für viele Schuldner zum Problem. Der größte Schuldner im Land ist der Staat selbst. Sollten wir uns hier auch Sorgen machen?

Christoph Badelt: Mittelfristig wird die steigende Zinsbelastung die Budgetsituation sicherlich erschweren. Kurzfristig sieht es jedoch noch nicht so tragisch aus. Die derzeit stark ansteigenden Zinszahlungen ergeben sich zu einem großen Teil nämlich aus einer buchhalterischen Besonderheit. Die meisten Anleihen werden ja nicht neu begeben, sondern, indem bestehende Anleihen aufgestockt werden. Denn das ist einfacher durchzuführen. Diese bereits vor längerer Zeit erstmalig begebenen Anleihen sind jedoch niedriger verzinst, als es derzeit der Markt verlangen würde. Daher müssen sie unter pari ausgegeben werden. Für 100 Euro Schulden erhält Österreich beispielsweise nur 88 Euro von den Investoren. Diese Differenz wird dann im sogenannten Finanzierungshaushalt im ersten Jahr vollständig als Zinsausgabe gebucht. Ökonomisch relevant ist aber die sogenannte Ergebnisrechnung. Und dort wird die Zinsdifferenz dann auf die gesamte Laufzeit aufgeteilt.

Es ist also wie wenn eine Firma eine Maschine kauft. Dann fehlt zwar die Liquidität sofort, die Kosten werden in der Gewinn- und Verlust-Rechnung jedoch über die Nutzungsdauer abgeschrieben.

Ja. Das ist ökonomisch ähnlich. Wir gehen davon aus, dass mehr als 2,5 Milliarden der heurigen Zinsausgaben darauf zurückzuführen sind. Mittelfristig gehen die Zinsausgaben in Prozent des BIP jedoch von 0,9 Prozent auf 1,7 Prozent im Jahr 2027 nach oben. Das ist schon eine beträchtliche Steigerung. Gleichzeitig muss man aber bedenken, dass dieser Wert Anfang des Jahrtausends bei rund 3,5 Prozent lag.

Wie lange können wir uns auf diesen niedrigen Werten ausruhen?

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