Der Sprengsatz war wohl schwächer als die Hiroshima-Bombe. Klarheit durch radioaktive Abgase?
Der (angebliche) Atomtest Nordkoreas war am Dienstag von vielen Unklarheiten umgeben. Vorerst ist nur sicher, dass sich das „Ereignis“ um 11.57 Uhr Ortszeit (3.57 Uhr MEZ) im Testgebiet Punggye-ri zutrug, in einer Kaverne in rund 1000 Metern Tiefe. Das Gebiet liegt im Gebirge, ziemlich nahe an den Grenzen zu China und Russland (56 bzw. 165 Kilometer Entfernung, s. Karte).
Die Atomteststopp-Behörde CTBTO in Wien und die US-Erdbebenwarte gaben die Magnitude der Erschütterung mit 5,0 bis 5,1 an, man leitet daraus Explosionsstärken von fünf bis 20 Kilotonnen (kT) ab, das entspricht 5000 bis 20.000 Tonnen TNT-Sprengstoff; die meisten nehmen etwa sieben kT an. Das wäre eine recht schwache Bombe: Die „Little Boy“ der USA, die 1945 Hiroshima traf, hatte 13 bis 16 kT. Klarheit könne man laut CTBTO, die ein globales Sensornetz zur Suche nach Kernexplosionen betreibt, in einigen Tagen haben, falls es „Schmauchspuren“ in der Luft gibt: Bei unterirdischen Atomtests können Risse im Boden bis zur Oberfläche entstehen, durch die verräterische radioaktive Isotope wie Xenon-133 austreten können.
Nach dem Test vom Mai 2009 fand man freilich keine solchen Spuren. Die Explosionskraft betrug nur zwei bis sechs kT, vermutlich zu wenig, um den Boden aufzureißen. Noch schwächer war der erste Test im Oktober 2006: Pjöngjang gab vier Kilotonnen an, fremde Experten kamen auf nur 0,5–0,8 kT. Grund war wohl eine Fehlzündung; man fand aber Schmauchspuren.
Zwei unentdeckte Explosionen?
Aus solchen will der schwedische Physiker Lars-Erik De Geer übrigens noch zwei Mini-Atomtests Nordkoreas ableiten: Sie seien April/Mai 2010 passiert, mit 0,05 bis 0,2 kT aber zu schwach gewesen, um seismisch aufzufallen. wg
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2013)