Film und TV-Branche

Hollywood-Schauspieler streiken: „Wir hatten keine Wahl“

Die Gewerkschaft unter dem Vorsitz von Fran Drescher („Die Nanny“) kündigte am Donnerstag den Streik an.
Die Gewerkschaft unter dem Vorsitz von Fran Drescher („Die Nanny“) kündigte am Donnerstag den Streik an.Imago / Yannick Peterhans
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Nach gescheiterten Verhandlungen mit den großen US-Filmstudios treten die Schauspieler Hollywoods in den Streik - erstmals seit 43 Jahren. Die Drehbuchautoren streiken bereits seit 2. Mai. Die Film- und Fernsehindustrie des Landes könnte zum Stillstand kommen.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler in den USA sind nun offiziell im Streik. Die Arbeitsniederlegung begann nach Angaben der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA am Freitag um 00.01 Uhr Ortszeit in Los Angeles (09.01 MESZ). Via Twitter verkündete die Gewerkschaft den Start mit einem schwarzen Bild. Erwartet wird, dass zahlreiche Schauspieler sich zu den bereits seit Wochen mit Schildern und Sprechchören in Los Angeles und New York streikenden Drehbuchautoren gesellen.

Die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA hatte am Donnerstag in Los Angeles bei einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass die Verhandlungen mit dem Verband der TV- und Filmstudios AMPTP gescheitert waren. Die Darsteller fordern unter anderem bessere Vergütung und die Regelung des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz in der Branche.

„Wir hatten keine Wahl“, sagte die Gewerkschaftsvorsitzende Fran Drescher („Die Nanny“) bei der Pressekonferenz. „Wir sind die Opfer hier. Wir werden von einer sehr gierigen Einheit zu Opfern gemacht.“ Die Mitglieder ihrer Gewerkschaft dürften nicht mehr länger „an den Rand gedrängt sowie respektlos und ehrlos behandelt werden“.

„Wir hatten keine Wahl“, sagt die Gewerkschaftsvorsitzende Fran Drescher.
„Wir hatten keine Wahl“, sagt die Gewerkschaftsvorsitzende Fran Drescher. (Photo by Chris Delmas / AFP)

Zuvor hatten beide Seiten noch einen Schlichter hinzugezogen. Trotzdem konnte bis zur von der Schauspielgewerkschaft gesetzten Deadline keine Einigung gefunden werden. „Ich kann ehrlich gesagt nicht glauben, wie weit wir bei so vielen Dingen auseinander sind“, sagte Drescher.

Der Verband der TV- und Filmstudios AMPTP - der unter anderem Netflix, Amazon, Apple und Disney vertritt - verteidigte sich. Man habe versucht, eine Einigung zu finden, hieß es in einer Mitteilung. Die Gewerkschaft habe nun aber „leider einen Weg gesucht, der zu finanziellen Problemen für die unzähligen Tausend Menschen führen wird, die auf die Branche angewiesen sind“.

Auch Drehbuchautoren im Streik

Der Streik ist ein weiterer harter Schlag für die Unterhaltungsindustrie in den USA, denn seit 2. Mai haben bereits die Drehbuchautoren ihre Arbeit niedergelegt. Deren Streik hat schon jetzt Auswirkungen für Zuschauer. So können beispielsweise viele Late-Night-Shows nicht mehr wie sonst ausgestrahlt werden. Mit einem Doppelstreik können nach Einschätzung von US-Medien kaum noch Filme und Serien gedreht werden.

Beide Kreativbranchen leiden darunter, dass zwar mehr Filme und Serien produziert werden, aber die Budgets sinken und bei Serien oft weniger Folgen pro Staffel gedreht werden. Außerdem bringen Wiederholungen bei Streaminganbietern für die Kreativen anders als im Fernsehen geringere und von der Zuschauerzahl unabhängige Tantiemen.

„Oppenheimer“-Besetzung verlässt Saal

Die Schauspieler des Films „Oppenheimer“ verließen am Donnerstag nach einem Auftritt auf dem roten Teppich aus Solidarität mit dem Streik eine Premiere in London.
Die Schauspieler des Films „Oppenheimer“ verließen am Donnerstag nach einem Auftritt auf dem roten Teppich aus Solidarität mit dem Streik eine Premiere in London.(Photo by HENRY NICHOLLS / AFP)

Die Gewerkschaft SAG-AFTRA hat mehr als 160.000 Mitglieder, darunter Schauspieler für Film und Fernsehen, Stuntleute, TV-Journalistinnen und Moderatoren. Der Streik betrifft aber nur Schauspieler und Schauspielerinnen für Serien und Filme. Er ist für sie alle bindend, sie dürfen nun bis auf weiteres nicht mehr vor der Kamera arbeiten.

An einer Urabstimmung am 7. Juni hatten rund 65.000 Mitglieder der Gewerkschaft teilgenommen, 97,9 Prozent hatten sich für einen Streik ausgesprochen. Zudem bekundeten Stars wie Meryl Streep, Jennifer Lawrence, Ben Stiller und Pedro Pascal öffentlich ihre Solidarität. Die Schauspieler des Films „Oppenheimer“, darunter Matt Damon und Emily Blunt, verließen am Donnerstag nach einem Auftritt auf dem roten Teppich aus Solidarität mit dem Streik eine Premiere in London.

Zuletzt hatten die US-Schauspieler 1980 gestreikt. Damals dauerte der Streik mehr als drei Monate. Den letzten Doppelstreik von Schauspielern und Drehbuchautoren hatte es 1960 gegeben. (APA/dpa)

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