Nachruf

Leben zwischen Burgtheater und „Kottan“: Bibiana Zeller ist tot

„Immer gebe ich mich alberner, als ich bin“: Bibiana Zeller (1928-2023).
„Immer gebe ich mich alberner, als ich bin“: Bibiana Zeller (1928-2023).Eva Kern
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Sie liebte das Burgtheater und fürchtete Claus Peymann. Sie war bescheiden, hatte Sinn für Humor – und war doch auch verletzlich. Durch die Kultserie „Kottan ermittelt“ wurde Bibiana Zeller populär. Am Sonntag ist die Schauspielerin 95-jährig gestorben.

Als das Wiener Burgtheater im April 1945 einem Bombenangriff zum Opfer fiel, war Bibiana Zeller 17 Jahre alt. Das Haus am Ring sei für sie magisch gewesen, erzählte sie später. Also half sie beim Aufräumen mit, schleppte Ziegel – und träumte davon, einmal selbst auf dieser Bühne zu stehen. Die Schauspielerei sei eine Flucht aus dem Grauen des Krieges und der Nazi-Herrschaft gewesen, sagte sie. Er hatte sich eingebrannt und hinterließ eine Verunsicherung, die sie nie ganz ablegen konnte.

Der Traum sollte erst 27 Jahre nach Kriegsende in Erfüllung gehen: 1972 holte sie Gerhard Klingenberg ans Burgtheater. Zunächst aber absolvierte Zeller die Schauspielschule am heutigen Franz Schubert Konservatorium und bekam 1951 ihr erstes Engagement am Theater in der Josefstadt. Sie spielte in Kellertheatern, an deutschen Bühnen, für Thomas Bernhard, den sie so „herrlich boshaft“ fand. Und der ihr zwei Rollen auf den Leib geschrieben hat: Die der schweigsamen Wirtin in „Der Theatermacher“ (1984) und Frau Liebig in „Heldenplatz“ (1988). In beiden Fällen führte Claus Paymann Regie, den sie als „gnadenlos“ fürchtete und gleichzeitig „unglaublich lustig“ fand. Sie sei während der Proben oft aufs Klo gerannt und habe geweint. Am liebsten mochte sie Klaus Bachler, der „mir so viele Möglichkeiten gegeben hat“.

Gespür für Skurrilität

Bibiana Zeller war keine Laute. Sie hat nicht auf größere Rollen gepocht. Nicht einmal darauf, dass man ihr überhaupt welche anbot. Das „Profil“ nannte sie einmal „die berühmteste Nebendarstellerin des Burgtheaters“. Sie war wohl zu bescheiden. „Eigentlich habe ich mir bei jedem Stück die andere Rolle gewünscht, aber die hat dann immer Gusti Wolf bekommen.“ Sie habe es ihr gegönnt. „Wir haben uns gut verstanden.“ Zeller spielte die Klassiker von Kleist über Nestroy bis Grillparzer, besonders gern mochte sie aber die modernen Autoren wie eben Bernhard, Gert Jonke oder Peter Handke. Bei den Salzburger Festspielen stand sie 2005 und 2006 als Jedermanns Mutter auf dem Domplatz.

Um berühmt zu werden, brauchte sie das Burgtheater gar nicht. Das schaffte sie in den frühen 1980er-Jahren übers Fernsehen – in der vielschichtigen Rolle der „Frau Kottan“, in der sie ihre Qualitäten ausspielen konnte. Ihr Gespür für Skurrilität zum Beispiel. Die unvergleichliche Stimme, die stets ein wenig zerbrechlich und bis ins hohe Alter jungmädchenhaft klang. Im Fernsehen kannte man sie u. a. auch aus „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“. Im Kino spielte sie u. a. für Michael Glawogger („Die Ameisenstraße“), Robert Dornhelm („Der Unfisch“) und David Schalko („Wie man leben soll“). Es ist eine lange Liste an Produktionen, in denen sie mitgespielt hat. Ein Publikumsliebling war sie immer. Man liebte sie vor allem auch für ihren feinen Humor, dieses leise Kichern, mit dem sie oft ihre Verletzlichkeit überspielte. Jetzt ist es verstummt. Am Sonntag ist Bibiana Zeller im Alter von 95 Jahren in Wien gestorben.

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