Randerscheinung

Salzburg, einmal ganz touristisch

Carolina Frank
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Eine halbe Stunde für eine Bosna anstehen, und auf ein Hühnercurry ins Café Bazar. Im Juli ins Tomaselli aber dann doch nicht.

Ich radle also in der Nähe von Salzburg an diesem malerischen Bauernhof vorbei. Dort steht neben dem Haus in der Wiese so ein alter Heuwagen. Darauf ein großes „Zu verkaufen“-Schild mit einer Handynummer. Ich bleibe kurz stehen und überlege, was so ein Bauernhaus wohl kostet, hier am flachen Land. Am nächsten Tag bin ich in der Stadt unterwegs und mache lauter Sachen, die mir das Gefühl geben, ein Tourist zu sein.

Mich eine halbe Stunde im Dantendorfer-Durchhaus für eine Bosna anstellen zum Beispiel (bitte unbedingt etwas dazu trinken wegen des ätzenden Currypulvers). Oder danach im Mini-Mozartkugel-Shop neben der Buchhandlung Höllriegl ein paar von den „Echten“ (natürlich die, welche sonst?) kaufen. Und – ein paar Tage später, so viel esse ich auch wieder nicht – im Café Bazar zu Mittag ein Hühnercurry bestellen (so touristisch, dass ich im Juli ins Tomaselli ginge, will ich mich auch wieder nicht fühlen).

Nichts aber lässt einen die alte Heimatstadt stärker mit den Augen des Besuchers sehen, als in der Mönchsberg-Garage zu parken. Zuerst der ewige Stau vor dem Neutor, mit ungeduldigem Blick auf die Anzeige mit dem roten Nuller bei den freien Plätzen. Dann endlich das tiefe Einfahren in den kühlen Stollen, dritter Stock, ganz hinten ist noch eine Lücke. Danach die Entscheidung, welchen Ausgang man nehmen will: Festspielhaus oder Getreidegasse. Mit dem ersten Schritt hinaus ins Warme hört man bei der Pferdeschwemme dann tatsächlich eine weibliche Opernstimme aus dem Festspielhaus beim Proben. Als Tourist wären jetzt schon alle Erwartungen an Salzburg erfüllt. Am nächsten Tag komme ich wieder an dem alten Bauernhof vorbei. Das Schild ist weg, der Heuwagen verkauft. Was der wohl gekostet hat?

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