Normalität

Mitte – ein politischer Sehnsuchtsort

Kanzler Karl Nehammer und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner nahmen beim Europa-Forum Wachau Giorgia Meloni, die italienische Ministerpräsidentin und Chefin der Rechtspartei Fratelli d‘Italia, in die Mitte.
Kanzler Karl Nehammer und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner nahmen beim Europa-Forum Wachau Giorgia Meloni, die italienische Ministerpräsidentin und Chefin der Rechtspartei Fratelli d‘Italia, in die Mitte.Alex Halada
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Alle wollen sie ansprechen, alle Parteien nehmen für sich in Anspruch, sie zu vertreten. Doch wo ist sie denn überhaupt, die Mitte, wo ist heutzutage links und wo rechts? Über die Schwierigkeit einer politischen Verortung.

Es ist die Zeit des Wieder-zur-Mitte-Findens. Innerlich, zum Beispiel, probieren das viele mit Yoga und Meditation. Oder sportlich – da haben der FC Arsenal und Real Madrid mit Declan Rice bzw. Jude Bellingham gerade ihr Mittelfeld verstärkt. Sogar in der Mode ist mittlere Länge ein Trend geworden.

Auch für die Politik scheint die Mitte wieder erstrebenswert. So erklärte die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner kürzlich in einem Gastkommentar in der „Presse“ die Volkspartei zur Vertreterin der „Normaldenkenden“. Laut ihr sind das jene, „die in der Mitte der Gesellschaft stehen“. Es folgte große Aufregung und schließlich eine Rüge des Bundespräsidenten. Man solle statt über Begrifflichkeiten zu debattieren doch lieber Lösungen für die vielen aktuellen Probleme suchen, schalt Alexander Van der Bellen bei seiner Eröffnungsrede der Bregenzer Festspiele das politische Personal. Obwohl der Bundespräsident die Debatte so gern beendet wissen wollte, legte am Freitag Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) nach und teilte per Video eine Abhandlung seiner Vorstellung von „Normalität“. Die „Normalen“, das seien die vielen, die Mehrheit, im Unterschied zu den Links- und Rechtsextremen, sagte der Bundeskanzler.

Wo oder was genau soll sie nun also sein, die Mitte der Gesellschaft? Mikl-Leitner selbst sagt doch: „Wer in der Mitte steht, wird von den Rechten als links und von den Linken als rechts beschimpft.“ Gibt es die Mitte also vielleicht gar nicht? Bewegen sich Parteien wie Wählerschaft nicht immer irgendwo links oder rechts der Mitte? Oder sind all diese Kategorien in Wirklichkeit längst überholt?

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