Die Berliner Bäder geben im Jahr mehr als 1,5 Millionen Euro für private Sicherheitsdienste aus, hier das Prinzenbad in Kreuzberg.
Berlin

Der Sommer der Krawalle im deutschen Freibad

Die ersten heißen Wochen sind vorbei – und in Freibädern mancher deutscher Städte kam es zu Raufereien. Das Thema wurde zum Sommer-Aufreger. Selbst der Kanzler äußert sich. Nun soll es mehr Polizei geben. Ein Besuch im berüchtigtsten Bad des Landes.

Wenn die Sonne weg ist, scheint es keine Probleme zu geben, im berüchtigsten Sommerbad Deutschlands. Die Wolkendecke ist grau und dicht, es nieselt. Ein paar Mittdreißiger ziehen im Schwimmbecken ihre Bahnen, ein Pärchen in Funktionskleidung stellt Wasserflaschen am Beckenrand ab, sucht in Wanderrucksäcken nach den Schwimmbrillen. Eine ältere Dame hüpft nackt zwischen zwei Hecken über einen Gehweg, zieht sich seelenruhig an einer Sitzbank an. Ein Freibad, wie es deutscher kaum sein könnte.

Es ist Freitagnachmittag im Sommerbad Neukölln, auch Columbiabad genannt. Die Berliner haben ihm den Spitznamen Culle gegeben. Unter den Bäumen sitzen Gruppen gelangweilter junger Männer und Frauen in schwarzen Hosen und weißen Shirts und unterhalten sich auf Arabisch. Es sind Mitarbeiter der Brandenburger GSO Security, die drei Buchstaben stehen für „Gut – sicher – organisiert“. Bei nur etwa einem Dutzend Badegäste gibt es fast für jeden einen Bewacher.

Wenn die Sonne aber scheint, wenn es heißer wird in der deutschen Hauptstadt, kann es manchmal gar nicht genug von ihnen geben. Dann haben die Schwimmer weniger Platz, an den Beckenrändern baumeln Beine ins Wasser, und „ein paar Chaoten“ springen rein, wie ein Bademeister erzählt.

Und wenn es richtig heiß wird und richtig voll, kann es im Columbiabad auch eskalieren. Vor einem Monat stürmten mehr als 50 Jugendliche die Wasserrutsche, mit 83 Metern die längste in Berlin. Es wurde gerangelt, gerauft und geschimpft. Vor etwas mehr als einer Woche musste man wieder einmal die Polizei holen. Sie räumte das Bad, in dem sich zu diesem Zeitpunkt rund 4000 Menschen befanden.

„Es wird viel geredet, aber es passiert nichts“

Wenn das Freibad ein Spiegel der Gesellschaft sein soll, gefällt in Deutschland nicht allen, was sie darin erblicken.

» Wir haben um Hilfe gebeten, es wird viel geredet, aber es passiert nichts. Wir können nicht mehr.«

Mitarbeiter der Berliner Bäder in einem Brief

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