Wälder in Flammen

Waldwissenschaftler: „Ein Löschen ist nicht möglich“

Feuer Griechenland
Feuer GriechenlandAPA / AFP / Angelos Tzortzinis
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Unter Bedingungen von mehr als 40 Grad über einen längeren Zeitraum sei es sehr schwierig, Waldbrände wie in Griechenland und Italien zu verhindern, sagt Harald Vacik von der Universität für Bodenkultur in Wien. Bei derart verheerenden Feuern sei das Eindämmen das Hauptziel der Löscharbeiten.

„Die Presse“: Reichen für die Entzündung von Waldbränden wie in Griechenland und Italien extreme Hitze und Trockenheit aus, oder braucht es den sprichwörtlichen Funken?

Harald Vacik: Man spricht von einem Feuerdreieck. Die drei Komponenten sind der Brennstoff – bei Waldbränden die Vegetation. Dann der Sauerstoff und die Hitzequelle – in dem Fall der Funken. Dieser kann unterschiedliche Ursachen haben. In Europa werden 90 Prozent aller Brände durch den Menschen verursacht. Zehn Prozent sind natürlichen Ursprungs, meistens durch Blitzschläge, ganz selten durch eine Selbstentzündung. In Österreich sind Blitzschlagbrände häufiger, weil wir ein Gebirgsland sind. In den Sommermonaten Juli und August, bei erhöhter Gewittertätigkeit, können bis zu 40 Prozent aller Brände natürlichen Ursprungs sein. Über das Jahr gerechnet gibt es an die 15 Prozent natürliche Brände.

Wie sind menschengemachte und natürliche Brände unterscheidbar?

In Österreich und Europa detektieren Systeme automatisch, wo Blitze in welcher Intensität auftreten, ob die Blitze die nötige Energie haben und ob sie von der Wolke in Richtung Boden gerichtet sind. So ist feststellbar, ob ein Blitzschlag einen Brand ausgelöst haben kann oder ob er menschlich verursacht wurde. Es kann aber sein, dass ein natürlicher Brand nicht gleich bemerkt wird, wenn der Blitzschlag mit einem Gewitter einhergeht. Dass es bis zu zehn Tage im Untergrund weiterglost und der Brand sich wieder entwickelt, wenn es trockener wird. In Polizeistatistiken und Berichten sind ein Großteil der Brandursachen unbekannt, diese sind meistens vom Menschen verursacht.

Auch die italienische Insel Sizilien wird von Waldbränden heimgesucht.
Auch die italienische Insel Sizilien wird von Waldbränden heimgesucht.APA / AFP / Giovanni Isolino

Wie ist bei Großbränden wie in Griechenland die genaue Brandursache feststellbar?

Das ist Detektivarbeit. Die Ursache kann man nur anhand der Brandherde feststellen. Wenn ich mir die Brandentwicklung, den Wind, ansehe, kann ich herausfinden, wo die initiale Entzündung stattfand, wie das Feuer sich von dort ausgebreitet hat. Insofern der Brandherd überhaupt erkennbar ist und nicht von einem anderen Feuer verzehrt wurde. Ansonsten kann man den Ausbruchsort des Brandes relativ gut feststellen und Rückschlüsse ziehen, was dort gemacht wurde. War es Fahrlässigkeit durch landwirtschaftliche Nutzung, durch ein Lagerfeuer oder Zigaretten? Hat sich das lokale Feuer durch einen aufkommenden Wind zu einem Flächenbrand entwickelt? Oft können unbeabsichtigte Brände ein großes Ausmaß erreichen. Natürlich gibt es auch bewusst gelegte Brände: Wurde ein Brand an mehreren Stellen gelegt, eventuell mit Brandbeschleuniger, war es sicher mit Absicht.

»Durch den Regen im Frühjahr entwickelte sich die Vegetation besser, es gab mehr Brennmaterial. «

Harald Vacik

Universität für Bodenkultur Wien

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