Song-Contest: Von Bad Vöslau nach Malmö

SongContest Voeslau nach Malmoe
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Unsere Song-Contest-Kandidatin heißt Natália Kelly: Eine Fachjury und das Publikum entschieden sich am Freitagabend im ORF für die 18-jährige Schülerin. So setzte sie sich gegen vier andere Kandidaten durch.

Man solle „nie die Hoffnung auf gute Zeiten aufgeben“; sie wolle „einfach das Gefühl von Freiheit und Zufriedenheit vermitteln“; sie liebe Klavier, weil es so „beruhigend“ sei: Die 18-jährige Natália Kelly aus Bad Vöslau präsentierte sich bei der ORF-Sendung „Österreich rockt den Songcontest“ mit gefühligen Trivialitäten, wie man sie sich auch mit 18 nur dann erlauben kann, wenn man beim Song Contest der Eurovision antritt. Und das tut sie: Am 14.Mai wird sie beim Halbfinale in Malmö singen.

Nicht zufällig hatte sie sich zunächst mit einem Eurovision-Song von Celine Dion präsentiert: Sie spielt in derselben Liga: Braves Mädchen mit großer Stimme singt über brave Gefühle. Ihr Organ, mit dem sie 2011 den Bewerb „The Voice“ gewann, ist wirklich in allen Lagen sicher und hat diese gewisse milde Soul-Würze, die auch Schlagerfans willig akzeptieren.

Leider ist das Lied „Shine“, mit dem sie antritt, auch für Song-Contest-Verhältnisse auffallend unauffällig: Es mündet schnell in einen freundlichen Refrain von fadem Optimismus: „The light is in your eyes, trust me you can shine.“ Am Freitagabend präsentierte sie ihren Song unter finalem goldenem Regen und unter Einsatz einer Windmaschine, die ja beim Songcontest als Wunderwaffe gilt, wie Moderator Andi Knoll anmerkte, der von Jahr zu Jahr heftiger vom Schalk geritten wird. So wird man halt beim Song Contest. Sogar bei seiner wundermilden Kollegin Mirjam Weichselbraun meint man bisweilen Ansätze von Zynismus zu hören...

So setzt Österreich heuer erfreulicherweise nicht auf Humor, aber auf den größtmöglichen Kompromiss. Die meisten anderen Kandidaten wären freilich kaum spannender gewesen: Falco Luneau, ein Bruce Springsteen für einsame Mütter, versprach alles („I give you all I have tonight“) und bekannte sich zum „Mut zu träumen“; Yela aus New York brachte angenehmen Wohnzimmer-Soul mit Einbaukasten-Ethno; Elija aus Graz ließ Rauchbomben los und beleidigte mit einer Bauerndisco-Version des feinen Vorjahres-Siegerliedes „Euphoria“ den guten Geschmack.

Am originellsten war die Band, die von der Jury am wenigsten Stimmen bekam: The Bandaloop mit Achtzigerdisco für eine halbseidene Dancefloor-Ewigkeit. Optisch zeige- und einsatzfreudig, mit gesundem Hang zu verfremdeter Stimme und Elektro-Beats, kleisterten sie ihren Song „Back to Fantasy“ mit zu viel Alleskleber-Keyboards zu. Ein altes österreichisches Pop-Leiden. Was sie wirklich können, zeigten sie mit einer kunstvoll zerrissenen, geradezu avantgardistischen Version von Abbas genialem „Waterloo“. Warum hat ihnen niemand ein Lied von so intelligentem Pop-Appeal geschrieben? Die Antwort ist bitter: weil seit 1974 gar niemand mehr ein solches Lied für den Song Contest geschrieben hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2013)

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