Für viele Eltern mit kleinen Kindern gehören Stress und Erschöpfung zum Alltag, der allein nicht mehr bewältigbar scheint. Hilfsangebote gibt es – doch oft übersteigt die Nachfrage das Angebot.
Das Kinderzimmer der Gemeindewohnung in Wien Margareten schmücken Hochzeitsbilder, die von längst vergangenen Zeiten im Leben der Familie Pervez erzählen: Die Ehe mit dem Vater des heute siebenjährigen Samir wurde vor Jahren geschieden, der Kontakt aber ist aufrecht und gut. Elf Monate ist es her, dass Frau Pervez die Zwillingsmädchen Safia und Kaira zur Welt gebracht hat, mit deren Papa es keinerlei Gesprächsbasis gibt. Die ersten Wochen nach der Geburt der Zwillinge, sagt die ehemalige 24-Stunden-Pflegerin, habe sie nicht gewusst, wie es weitergehen soll.
„Nach dem Kaiserschnitt habe ich Fieber und eine Lungenentzündung bekommen und mehr als zehn Tage im Krankenhaus verbracht“, erzählt sie im Gespräch mit der „Presse“. Zurück zu Hause war die Vierfachmama – ihre älteste Tochter, heute 13 Jahre alt, lebt nach einem Sorgerechtsstreit beim Vater in der alten Heimat Slowakei – ohne familiäre Unterstützung mit der Situation allein und überfordert. Schließlich kam die Großmutter für einige Zeit nach Wien, um zu helfen. Zudem schloss sich Frau Pervez über Facebook einer Gruppe anderer Zwillingsmütter an.
Dann erfuhr sie von dem Caritas-Projekt Calimero, das junge Familien in der Anfangszeit mit der Betreuung der Kinder unterstützt, wenn Hilfe erforderlich ist. Seit vergangenem März, knapp ein halbes Jahr also, nimmt Frau Pervez diese Unterstützung in Anspruch. Die 24-jährige Una, die ursprünglich aus Deutschland kommt und in Wien ihre Bachelorarbeit geschrieben hat, kommt einmal in der Woche für drei Stunden zum Babysitten. Die Zeit ist kostbar und vergeht viel zu schnell. In Ruhe einen Kaffee trinken, Einkäufe machen, ein Spaziergang an der frischen Luft. Manchmal fehlt selbst dafür die Kraft, und die junge Mutter ruht sich einfach zu Hause aus, während Una die Zwillingsmädchen betreut. Ein besonderer Luxus, denn die Müdigkeit macht ihr zu schaffen: Safia und Kaira wachen täglich um fünf Uhr auf, an Ruhe ist danach nicht zu denken. Wenn die Kleinen untertags ein Schläfchen machen, kümmert sich die Alleinerziehende um ihren größeren Sohn und den Haushalt.