Angebliche Reste des Himmelskörpers, die am Freitag über Tscheljabinsk niedergingen, werden im Internet für umgerechnet 250 bis 12.500 Euro angeboten. Behörden warnen bereits vor Betrügern.
Tscheljabinsk/Wg/Ag. Nach dem Absturz eines kleinen Himmelskörpers über der russischen Stadt Tscheljabinsk im Ural vom Freitag beginnt nun offenbar ein reger Handel mit angeblichen Überresten: Ein Mann, der im Absturzgebiet lebt, wurde verhaftet, nachdem er versucht hatte, 60 Gramm einer unbekannten Substanz als „Asteroidenreste“ zu verkaufen. Im Internet werden Gesteinsfragmente für umgerechnet 250 bis 12.500 Euro angeboten; das russische Innenministerium warnt vor Betrügereien.
Der Himmelskörper wird seit dem Wochenende von Nasa und ESA wegen seiner mittlerweile geschätzten Größe von rund 17 Metern bei einer Masse von 7000 bis 10.000 Tonnen als Asteroid kleiner Größe eingestuft. Er war laut dem ESA-Asteroidenforscher Detlef Koschny mit etwa 18 Kilometern pro Sekunde in die Atmosphäre eingetreten, in 15 bis 20 Kilometer Höhe zerplatzt und setzte dabei die Energie einer etwa 500-Kilotonnen-Atombombe frei – die von Hiroshima 1945 hatte 13 bis 16 Kilotonnen TNT-Äquivalent.
Ganz gewöhnlicher Weltallstein
Der Luftdruck dürfte ganz kurz ums Zehn- bis Zwanzigfache angestiegen sein, was die tausenden zersplitterten Fenster und eingedrückten Türen im Raum Tscheljabinsk erklärt, wodurch etwa 1500 Menschen verletzt wurden.
Wissenschaftler fanden am Montag kleine Teile des Asteroiden nahe einem See bei Tscheljabinsk, in dem größere Reste vermutet werden. Diese „Meteorite“ (so nennt man Reste fremder Himmelskörper, sobald sie auf die Erdoberfläche gelangt sind) seien von gewöhnlicher Zusammensetzung, nämlich Chondriten: Das sind poröse, leichte Gesteine mit Einschlüssen von Silikatkügelchen und geringem Metallanteil, diesfalls seien es etwa zehn Prozent Eisen. Etwa 86 Prozent aller Meteoriten, die man auf der Erde bisher gefunden hat, sind Chondriten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2013)