Filme in der Originalsprache anzusehen wird immer selbstverständlicher.
Originalsprache

„Ich schau’ Filme nur auf Englisch“ ist kein Angeberspruch mehr

Rund ein Viertel der ersten Kinobesucher von »Barbie« und »Oppenheimer« sahen sich die Filme hierzulande auf Englisch an – und zwar ohne Untertitel. Synchronisierte Fassungen scheinen unbeliebter zu werden: Setzt sich Kino in Originalsprache bald auch bei uns durch?

Robert J. Oppenheimer ist kein verlegener Mann. Seine Kompetenzen weiß er stets vorzuführen. In einer Szene von Christopher Nolans monumentalem neuen Biopic „Oppenheimer“ übt sich der „Vater der Atombombe“, gespielt von Cillian Murphy, im Smalltalk mit überzeugten US-Kommunisten auf einer Party. „Ownership is theft“, will er seine Belesenheit demonstrieren. Die Studentin Jean Tatlock (Florence Pugh) bessert ihn aus: „Property is theft.“ Oppenheimer tut ihren Einwand ab, ohne zu zögern: Er habe „Das Kapital“ im deutschen Original gelesen. Auf die Art: Was interessiert ihn, wie Marx’ Thesen in einer schnöden Übersetzung heißen!

Ohne jetzt näher darauf einzugehen, dass der Satz „Eigentum ist Diebstahl“ vom Franzosen Pierre-Joseph Proudhon stammt und gar nicht von Karl Marx (was vielleicht ein verborgener Witz der Szene sein könnte): Wie dieser Dialog wohl in der deutschen Übersetzung des Films gelöst ist?

Ich weiß es nicht. Um es mit Oppenheimer zu sagen: Ich habe den Film im englischen Original gesehen. Ein Satz, der viele Ebenen hat: Er mag ein gewisses Fremdsprachenniveau bekunden und dass man es vorzieht, einen Film so zu sehen, wie die Regisseurinnen und Schauspieler ihn geschaffen haben – mitsamt allen sprachlichen Eigenheiten. Er mag aber auch ein kulturelles Überlegenheitsgefühl ausdrücken. Manche können ihn wohl schon nicht mehr hören. Und denken sich vielleicht: Noch so ein versnobter Cineast!

Run auf OV-Säle bei „Barbie“ und „Oppenheimer“

Was „Oppenheimer“ angeht, und übrigens auch „Barbie“, können derzeit aber erstaunlich viele Menschen in Österreich diesen Satz von sich geben, ob mit besonderem Stolz oder nicht: Die beiden Filme haben den Kinos nicht nur einen lange nicht mehr dagewesenen Zulauf beschert, sondern auch einen Run auf englischsprachige Vorführungen ausgelöst. Darüber wunderte man sich auch in der Kinokette Cineplexx, mit 29 Lichtspielhäusern der Marktführer in Österreich: 24 Prozent der Menschen, die sich dort in den ersten vier Tagen nach Kinostart „Oppenheimer“ ansahen, taten dies auf Englisch. Ohne Untertitel! Bei „Barbie“ waren es gar 26 Prozent. Und das nur in den Cineplexx-Kinos: Österreichweit lag der Anteil der Besucher, die in eine OV-Vorstellung (Originalversion) von „Barbie“ gingen, in den ersten Tagen bei 30 Prozent, teilte der Warner-Verleih der „Presse am Sonntag“ mit.

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