Interview

Chip-Experte Miller: „Aufholen ist für China extrem schwierig“

Ein Besucher fotografiert eine 300-Millimeter-Chipscheibe von TSMC, die im chinesischen Nanjing ausgestellt wurde.
Ein Besucher fotografiert eine 300-Millimeter-Chipscheibe von TSMC, die im chinesischen Nanjing ausgestellt wurde. Getty Images
  • Drucken

US-Historiker Chris Miller über die Gefahr eines Totalausfalls der Chipfabriken in Taiwan, Milliarden für Werke in Europa und die Achillesferse Chinas im Halbleiterkrieg.

Die Presse: Welche Rolle spielt Europa im Krieg um Halbleiter, auch Chips genannt?

Chris Miller: Europa ist ein bedeutsamer Player in der Lieferkette. Die meisten Halbleiter werden nicht dort produziert, aber fast jeder wird mit Maschinenwerkzeugen und Chemikalien aus Europa hergestellt. Speziell ASML – einer der Macher von Maschinenwerkzeugen aus den Niederlanden – spielt eine unersetzliche Rolle in der Chipindustrie. Wenn man Europa nur über Produktionszahlen misst, unterschätzt man die Wichtigkeit in der gesamten Lieferkette. 

Die deutsche Regierung investiert zehn Milliarden Euro, damit der US-Konzern Intel in Magdeburg eine 30-Milliarden-Euro teure Megafabrik baut. Auch in Österreich ruft die Industrie nach Steuergeld für Chipwerke. Was halten Sie davon?

Früher haben nur asiatische Länder diese Staatsgelder für die Chipherstellung aufgebracht: Taiwan, Korea und vor allem China, das jedes Jahr mehr an Subventionen ausgibt als der Rest der Welt zusammen. Es hat sich als unmöglich herausgestellt, eine internationale Vereinbarung abzuschließen, um Chancengleichheit in der Halbleiterproduktion zu schaffen. Die Antwort ist, dass jede größere Regierung eigene Subventionen auf den Weg bringt. Wer eine konkurrenzfähige Halbleiterindustrie will, hat ohne Staatsgelder keine Möglichkeit, eine zu bekommen. 

Die Deutschen argumentieren mit der unsicheren Lage um Taiwan.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.