Der „wahre Preis“ ist ein netter PR-Gag, der einige Fragen offen lässt.
In Deutschland wirbelt gerade eine Aktion des Handelskonzerns Rewe ein bisschen Staub auf: Dessen Diskonttochter Penny verrechnet, um ihren Kunden die Augen zu öffnen, die „wahren” Preise für Nahrungsmittel. Also inklusive versteckter Umwelt- und Klimakosten. Eh nur für ein paar Produkte und nur für zwei Wochen, aber immerhin: Da zeigt sich, dass die errechneten „wahren” Preise zum Teil fast doppelt so hoch wie die verlangten sind.
Eine geniale Marketingaktion. Wenn sich die Aufregung wieder gelegt hat, weiß auch der Letzte, der „Penny” bisher für eine amerikanische Kleinmünze gehalten hat, dass es einen Diskonter dieses Namens gibt. Und auf die Inflation wird das ja keine Auswirkungen haben: Niemand wird so bescheuert sein, sechs Euro für ein Packerl Frankfurter zu bezahlen, wenn er sie nebenan bei der anderen Tochter desselben Konzerns um die Hälfte bekommt.
Subventionierte Lebensmittel
Der wirklich wahre Preis ist das ja noch immer nicht. Da müsste man nämlich die rund 40 Milliarden Euro anteilsmäßig wieder abziehen, die die europäischen Steuerzahler in Gestalt der EU an Agrarsubventionen jährlich über die Nahrungsmittelproduktion ausschütten. Eine Art Vorauszahlung auf den späteren Einkauf. Die Subventionen halten ja angeblich die Lebensmittelpreise niedrig, sagen die Agrarier.
Die Bauern selbst trifft der Geldsegen allerdings weniger: Die mit Abstand größten Subventionsempfänger sind in Deutschland die Sozialversicherung der Bauern und in Österreich die Verteilorganisation AMA selbst. Aber das ist eine andere Geschichte.