Nordkorea schäumt wegen neuer Militärübungen von Südkorea und den USA - und unterbricht den "heißen Draht" zum Nachbarland.
Nordkorea setzt im Konflikt mit Südkorea weiter auf Eskalation: Pjöngjang kappt den "heißen Draht" zu Seoul. Das Telefon werde auf nordkoreanischer Seite nicht mehr abgehoben, sagte eine Sprecherin des südkoreanischen Vereinigungsministeriums am Montag: "Wir haben um 9 Uhr angerufen, aber da war keine Antwort." Über die "Rote-Kreuz-Leitung" würden werktags normalerweise zwei Anrufe zwischen beiden Seiten erfolgen.
Der Hintergrund der Kapp-Aktion ist der Start einer jährlichen Übung zur Kommandoschulung ("Key Resolve") von südkoreanischen Streitkräften und US-Einheiten, die am Montag gestartet ist. Seit Anfang März finden bereits mehrwöchige Frühjahrsfeldübungen in Südkorea statt.
Nordkorea fühlt sich von den Aktionen bedroht und unterstellt den USA, mit den Übungen einen Nuklearkrieg anzetteln zu wollen. Zuletzt drohte Pjöngjang sogar mit einem "präventiven Atomschlag", sollten die Ländern die Militärmanöver nicht unterlassen.
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Die Spannung zwischen den verfeindeten Staaten nimmt damit weiter zu. Erst am Freitag hatte Pjöngjang den Nichtangriffspakt zwischen den beiden Staaten aufgekündigt. Am Montag hieß es in einem Artikel der offiziellen Zeitung "Rodong Sinmun", die Zeit der Entscheidungsschlacht sei gekommen. Das Abkommen sei "von heute an" vollständig ungültig. Südkoreas Vize-Vereinigungsminister Kim Chung-sig hielt indes dagegen, dass der Vertrag nicht einseitig aufgelöst werden lönne.
Nichtangriffspakt
Nordkorea blickt auf eine konfliktreiche Vergangenheit zurück. Nachdem 1945 durch die Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg sein Ende genommen hatte, wurde die Provinz Chōsen von den Siegermächten entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Den Süden kontrollierten fortan US-Truppen, den Norden die Rote Armee. Im Juni 1950 überschritten nordkoreanische Truppen die Demarkationslinie und lösten den Koreakrieg aus, der bis 1953 bis zu drei Millionen Menschen das Leben kostete. Am 27. Juli 1953 wurde er mit einem Waffenstillstand beendet.
1972 wurde das "Rote Telefon" eingerichtet - als ständige Verbindung zwischen Pjöngjang und Seoul. Nordkorea hatte schon häufig mit seiner Kappung gedroht und den direkten Draht auch tatsächlich bereits zweimal unterbrochen.
Ein Friedensvertrag existiert hingegen bis heute nicht, weshalb sich die beiden Länder offiziell noch immer im Kriegszustand befinden. Allerdings unterzeichneten sie 1991 einen bilateralen Nichtangriffspakt. Er sieht eine friedliche Regelung von Meinungsverschiedenheiten vor und soll versehentliche militärische Zusammenstöße an der innerkoreanischen Grenze vermeiden helfen.
(APA/dpa/Red. )