Bolschoi Theater: Solidarität mit inhaftiertem Startänzer

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Tänzer Pawel Dmitritschenko erhält von mehr als 300 Kollegen des russischen Staatstheaters Rückendeckung. In einem Brief äußern sie Zweifel, dass er den Überfall auf Sergej Filin organisierte.

Nach dem Säureanschlag auf den Ballettchef des Moskauer Bolschoi Theaters wurde Pawel Dmitritschenko inhaftiert. Von seinen Kollegen erhält der 29-Jährige nun Rückendeckung: Mehr als 300 Mitarbeiter des größten russischen Staatstheaters unterschrieben einen Solidaritätsbrief für ihn, wie die Agentur Interfax am Dienstag meldete.

In dem Schreiben äußerten sie Zweifel, dass der Startänzer den Überfall auf Sergej Filin organisierte. Sie vermuten, dass das Geständnis des Tänzers unter Druck nach einem 18-stündigen Verhör und ohne überzeugende Beweise zustande kam. Der verletzte Filin wird in der Augenklinik in Aachen behandelt.

Der ebenfalls inhaftierte mutmaßliche Attentäter übernahm Medien zufolge bei einer neuen Aussage nun die Gesamtverantwortung für den Schwefelsäure-Anschlag auf Filin von Mitte Jänner. Der 35-Jährige, ein vorbestrafter Schwerverbrecher, sagte demnach aus, dass er die heimtückische Tat allein geplant und ausgeführt habe.

Zuvor hatte Dmitritschenko erklärt, er habe den Überfall auf seinen Chef bestellt, aber ohne Säure und gesundheitliche Folgen für Filin. Der mutmaßliche Attentäter sagte nun aus, dass er zwar 50.000 Rubel (1250 Euro) von Dmitritschenko erhalten habe. Das Geld habe er sich aber nur geliehen.

Beobachter meinten, dass das legendäre Bolschoi wegen des Kriminalfalls inzwischen vor einer Zerreißprobe stehe. Der Skandal schade dem internationalen Ruf des Musentempels zunehmend, hieß es. Bolschoi-Generaldirektor Anatoli Iksanow äußerte ebenfalls Zweifel, dass der Tänzer Drahtzieher des Überfalls sei. Dmitritschenko könne am Theater bleiben, wenn er unschuldig sei, sagte Iksanow. Er und Filin hatten vermutet, dass ein "Puppenspieler" im Hintergrund die Fäden ziehe und der Tänzer nur benutzt worden sei.

Dmitritschenko hatte vor Gericht in der vergangenen Woche gesagt, dass er mit seinem Bekannten über Konflikte mit Filin gesprochen habe. Der 35-Jährige, der bereits sieben Jahre im Gefängnis gesessen hatte, habe dann selbst angeboten, sich um den Ballettmeister zu "kümmern". Filin ließ über seine Anwältin und das Kuratorium des Bolschoi mitteilen, dass er an das Theater zurückkehren wolle. In einem Interview mit dem Staatsfernsehen sagte Filin nun überraschend, dass es keinen offenen Konflikt mit dem Tänzer gegeben habe.

(APA)

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