Stadthallenbad: Architekten fordern Offenlegung von Akten

(c) dapd (Ronald Zak)
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In einem offenen Brief fordern Architektenvertreter Einsicht in die Stadthallenbad-Akten. Die Stadt will das machen – aber nur vor Gericht.

Wien. Im Fall der viel diskutierten Stadthallenbad-Sanierung melden sich nun weitere Stimmen zu Wort. In einem offenen Brief fordern „alle acht namhaften baukulturellen Vereinigungen Österreichs“, Bürgermeister Michael Häupl auf, „den beispiellosen Vorgängen rund um die Sanierung des Stadthallenbades ein Ende zu bereiten“. Unterzeichnet wurde der Brief unter anderem von der österreichischen Architektenkammer, der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, der Initiative Denkmalschutz, aber auch vom Architekturzentrum Wien.

Interessant ist die Maßnahme, die die Organisationen fordern: Der Bürgermeister soll sowohl Gutachten, Sachverhalte als auch Entscheidungsvorgänge offenlegen, die zur missglückten Sanierung und dem Baustopp vor einem Jahr geführt haben. Die Idee dafür haben die Architekten von Bruno Kreisky, der im April 1972 im Zuge des Vergabestreites rund um die Uno-City über tausend Akten im Festsaal des Bundeskanzleramtes „zur freien Einsicht für jedermann“ zur Verfügung gestellt hat.

Mit der Offenlegung, hoffen die Architekturvertreter, können Gerüchte rund um das Bad ausgeräumt werden. „Unseres Wissens nach ist das Stadthallenbad bis auf Kleinigkeiten seit mehr als einem Jahr fast fertig. Es sieht aber so aus, als würde das Bad nicht mehr aufgesperrt werden“, sagt Ute Georgeacopol von der Docomomo, einer Organisation, die sich um den Erhalt von alten Gebäuden kümmert.

In dem offenen Brief an Bürgermeister Häupl wird unter anderem kritisiert, dass es fast keine Woche gäbe, die „frei von neuen widersprüchlichen Berichten über das Stadthallenbad“ sei. Anstoß für die Aktion hat laut Georgeacopol die Architektenkammer geliefert. Diese hat schon im Februar in einer Aussendung die Stadthalle wegen des „völlig überhasteten“ Baustopps heftig kritisiert.

Stadt wird Akten offenlegen
Im Büro des zuständigen SPÖ-Stadtrats Christian Oxonitsch stößt die Forderung der Architekten jedenfalls auf Entgegenkommen. „Wir werden Akten offenlegen. Und zwar im Rahmen eines Gerichtsverfahrens. Nur präventiv machen wir es nicht“, kündigte Oxonitsch-Sprecher Florian Weis an. Auch eine Antwort auf ihren Brief können die Architekten noch erwarten. Bis es zu einem Gerichtsverfahren (und damit zu einer Offenlegung der Akten) kommt, wird es aber wohl noch einige Wochen dauern. Derzeit warte die Stadt Wien („Die Presse“ berichtete) noch auf das Ergebnis der gerichtlichen Beweissicherung: „Erst dann werden weitere Schritte beschlossen“, sagt Weis.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2013)

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