Obwohl Studien wie Architektur überlaufen sind, wird die TU den Zugang nicht beschränken. Denn die erlaubte Studentenzahl sei noch immer viel zu hoch.
Die Technische Universität hatte sich vom Testlauf zur Studienplatzfinanzierung eine Entlastung erwartet. Denn dieser ermöglicht die Einführung von Aufnahmeverfahren für zwei überlaufene Studienfelder. Fächer wie Architektur, bei denen ein flottes Studieren wegen zu wenig Personal quasi unmöglich ist, sollten so studentenfreundlicher werden - zumindest für diejenigen, die die Aufnahmeprüfung schaffen.
Nun aber verzichtet die TU Wien auf die Einführung von Aufnahmeverfahren in den beiden Studienfeldern Architektur/Städteplanung und Informatik. Der Grund: Die vom Ministerium vorgelegte Zahl an Plätzen sei "viel zu hoch, unrealistisch und hat mit den tatsächlichen Kapazitäten nichts zu tun", argumentiert die TU. Die Zahlen seien nicht akzeptabel. Die Architektur und Raumplanung verfügt laut TU über Kapazitäten für rund 535 Studienanfänger, vom Ministerium seien jedoch 1030 Anfänger vorgegeben worden. In der Informatik könnten 509 Anfänger realistisch betreut werden, die Vorgabe habe aber 980 betragen.
Die Entscheidung der TU bedeutet, dass es weiterhin einen unbeschränkten Zugang an der Uni gibt - "nicht jedoch unbeschränkte Plätze", betont die Hochschule. Rektorin Sabine Seidler gibt sich kämpferisch. Die vom Wissenschaftsministerium vorgelegte Regelung zur Zahl der Anfänger-Studienplätze will sie nicht unterschreiben.
»Ich unterschreibe nicht, weil wir nicht bestätigen können, dass wir für dieses verpflichtende Angebot von Studienplätzen auch die Ressourcen haben. Das ist Fairness gegenüber zukünftigen Studierenden.«
TU-Rektorin Sabine Seidler
"Wenn es in die Nähe unserer Kapazitäten gegangen wäre, hätten wir es gemacht", erklärte das Rektorat. Die neuen Beschränkungen brächten jedoch keine Entlastung in überlaufenen Fächern. "Im Gegenteil: Sie verschlimmern die Situation für Studierende und Lehrende."
Die vom Ministerium angekündigten zusätzlichen 95 Professuren in allen Studienfeldern zur Verbesserung der Betreuungsverhältnisse bezeichnete Seidler als "Mogelpackung": "Es fehlt die Verknüpfung der Zahl von BeginnerInnen (Studienplätzen) und prüfungsaktiver Studierender. Das ist deshalb so wichtig, weil das viel zitierte verbesserte Betreuungsverhältnis auf Basis der Anzahl prüfungsaktiver Studierender ermittelt wird."
Wird STEOP strenger weitergeführt?
Nun müssen in den beiden Studienfeldern "Pläne umgesetzt werden, um zu realistischen AnfängerInnenzahlen verknüpft mit einem qualitativen Betreuungsverhältnis zu kommen", so der Vizerektor für Lehre, Adalbert Prechtl. Bereits abgeschlossene Vorarbeiten zu Aufnahmeverfahren und intern vorliegende Konzepte "dienen der Vorbereitung für kommende Studienjahre und sind damit keinesfalls obsolet". Die bestehende Studieneingangs- und -Orientierungsphase (STEOP) werde weitergeführt.
Die HochschülerInennschaft an der TU begrüßte die Absage an Aufnahmeprüfungen: Dieser Schritt "sollte von anderen Universitäten jetzt wiederholt werden".
Uni-Zugang
Der Testlauf zur Studienplatzfinanzierung betrifft insgesamt fünf Studienfelder (Architektur und Städteplanung, Biologie und Biochemie, Informatik, Pharmazie sowie Wirtschaft), die wiederum 28 Fächer umfassen. In diesen Feldern wurde die Mindestzahl der Studienanfänger gesetzlich festgelegt, die Verteilung auf die einzelnen Unis bzw. Fächer sollte durch Verhandlungen zwischen Ministerium und Unis festgelegt werden.
Überschreitet die Zahl der Studienwerber die Mindestzahl der Studienplätze, dürfen die Unis Aufnahmeverfahren durchführen. An der TU Wien werden von diesen Feldern nur Architektur und Informatik angeboten. Die Aufnahmeverfahren müssen zweistufig sein und bestehen etwa aus einem Motivationsschreiben oder einem Self-Assessment-Test sowie einem Aufnahmetest.
(Red./APA)