Kreditwürdigkeit

Ratingagentur Fitch entzieht den USA „AAA“

US-Finanzministerin Janet Yellen übt Kritik an der Ratingagentur Fitch.
US-Finanzministerin Janet Yellen übt Kritik an der Ratingagentur Fitch.Getty Images / Kevin Dietsch
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Die Ratingagentur entzieht den USA überraschend die Spitzen-Bonität. Die Herabstufung erfolgt wegen des wiederkehrenden Streits um die Schuldenobergrenze. US-Finanzministerin Yellen reagiert empört.

Die Ratingagentur Fitch hat den USA überraschend die Spitzen-Bonität entzogen und damit heftige Reaktionen in Washington ausgelöst. Die Note für die Kreditwürdigkeit werde angesichts der steigenden öffentlichen Defizite und dem wiederkehrenden Streit um eine Anhebung der Schuldenobergrenze um eine Stufe von „AAA“ auf AA+„ gesenkt, kündigten die Bonitätswächter in der Nacht zu Mittwoch an.

Trotzdem werden Investitionen in US-Staatsanleihen damit immer noch als sichere Anlage bewertet, mit einem so gut wie vernachlässigbaren Ausfallrisiko. Dennoch könnte es künftig für die Regierung teurer werden, am Finanzmarkt neue Schulden aufzunehmen.

Kritik an „willkürlicher“ Entscheidung

US-Finanzministerin Janet Yellen kritisierte die Entscheidung als „willkürlich“. „Ich stimme mit der Entscheidung von Fitch Ratings absolut nicht überein“, sagte die Demokratin. „Die Arbeitslosenquote liegt nahe einem historischen Tiefstand, die Inflation ist seit vergangenem Sommer deutlich zurückgegangen und die Konjunkturdaten von voriger Woche zeigen, dass die US-Wirtschaft weiter wächst.“ Der Wahlkampf-Sprecher von Präsident Joe Biden, Kevin Munoz, machte dessen Vorgänger Donald Trump verantwortlich. „Diese Herabstufung ist eine direkte Folge einer extremen Agenda der Republikaner, die von Chaos, Gefühllosigkeit und Rücksichtslosigkeit geprägt ist und die die Amerikaner weiterhin ablehnen“, sagte Munoz. Trump habe die Republikaner im Kongress angestachelt, beim Streit um die Schuldenobergrenze auf eine Zahlungsunfähigkeit hinzuarbeiten.

Seit vielen Jahren ringen die jeweiligen Regierungen und die Opposition regelmäßig über einen Schuldendeal, was die weltgrößte Volkswirtschaft immer wieder an den Rang einer Staatspleite treibt. Zuletzt wurde Anfang Juni nach zähem Ringen ein Kompromiss zur Aussetzung der Schuldenobergrenze von derzeit 31,4 Billionen Dollar (28,6 Bill. Euro) vereinbart - wenige Tage später hätte den USA sonst die Zahlungsunfähigkeit gedroht. Unter diesem wiederkehrenden Problem leide das Vertrauen in die Finanzpolitik, ein mittelfristiger Finanzrahmen fehle, begründete Fitch die Herabstufung. Zudem wird auf eine steigende Neuverschuldung verwiesen, die heuer bei 6,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegen soll - nach 3,7 Prozent 2022. Zudem erwarten die Bonitätswächter, dass die US-Wirtschaft um den Jahreswechsel 2023/24 in eine Rezession abrutschen wird.

Standard & Poor‘s stufte USA bereits 2011 herab

Fitch ist bereits die zweite führende Ratingagentur, die den USA die Spitzennote entzogen hat. Standard & Poor's stufte die Bonität schon 2011 herab auf „AA+“. Auch damals wurde auf die zunehmende politische Polarisierung im Land verwiesen, die eine solide Haushaltsführung erschwere.

Die Herabstufung ließ Anleger rund um den Globus vorsichtiger werden. An der japanischen Börse in Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index. In China lag die Börse Shanghai 1,1 Prozent im Minus. „Die Herabstufung zeigt uns, dass die Regierung der größten Volkswirtschaft der Welt ein Problem mit ihren Ausgaben hat“, erklärte Chefökonom Steven Ricchiuto von der Investmentbank Mizuho Securities die Börsenentwicklung.

Kurzfristig keine Auswirkungen

Kurzfristig dürfte die Herabstufung kaum Auswirkungen auf die US-Staatsfinanzen haben, schrieben die Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz in einer Analyse. US-Staatsanleihen blieben wegen ihrer hohen Liquidität „unschlagbar“. Zudem würden sie in der Weltleitwährung Dollar ausgestellt. „Dies ändert allerdings nichts daran, dass sich die US-Staatsverschuldung auf einem nicht tragfähigen Kurs befindet“, so die beiden Volkswirte. (APA/Reuters)

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