Ansprüche ehemaliger Vorstände belasten den Flughafen Wien schwer. Im operativen Geschäft greifen die Sparmaßnahmen. Die Dividende steigt leicht.
Wien/Eid. Der durch Planungschaos, Missmanagement und mutmaßliche Korruption deutlich teurer gewordene Terminal Skylink (nun Check-in-3) kostet nun doch eine Spur weniger als die befürchteten 800 Mio. Euro. „Wir werden – ohne Schnittstellenprojekte und offene Streitverfahren – bei 740 Mio. Euro landen“, sagte Flughafen-Wien-Vorstand Günther Ofner am Mittwoch bei der Präsentation des Jahresergebnisses 2012. Dennoch belastet das im Juni 2012 eröffnete Monsterprojekt den Flughafen noch durch hohe Abschreibungen, die heuer 60 Mio. Euro ausmachen, und noch nicht bezifferte Adaptierungskosten.
Der Flughafen schleppt noch andere Altlasten mit sich, die zum Teil auch mit dem Skylink zu tun haben: Für Konsulentendienste der infolge des Terminal-Debakels vorzeitig abgelösten Ex-Vorstände Herbert Kaufmann und Gerhard Schmid sowie Pensionsverpflichtungen für ehemalige Manager und deren Angehörige zahlte der Flughafen im Vorjahr 1,169 Mio. Euro. Davon kassierten Kaufmann und Schmid je 180.000 Euro.
Im Jahr 2011 machte der Aufwand in Summe sogar 1,4 Mio. Euro aus, wobei die Gehälter inklusive Prämien und Abfertigungen für Schmid (672.100 Euro) und den dritten abgelösten Vorstand Ernest Gabmann (399.300 Euro) den größten Brocken ausmachten.
Kein Geld für Gabmann
Kaufmann steht zwar auch noch heuer sein Konsulentensalär zu, es liegt jedoch wegen des Strafverfahrens bei der Staatsanwaltschaft Korneuburg auf Eis. Nichts zahlen will der Flughafen auch Gabmann: Er hatte keinen Konsulentenjob ergattert und klagte daher 573.000 Euro auf die Erfüllung seines Vertrags ein, der bis Ende September 2014 läuft. Das Verfahren läuft noch.
Ofner und Vorstandskollege Julian Jäger setzen alles daran, das schlechte Image aufzupolieren und die Finanzkraft zu stärken, zumal Großinvestitionen, wie die dritte Piste, anstehen. „Wir haben alle Ziele erreicht, aber wir müssen noch besser werden“, lautet das Credo der Manager, die ihre Boni von maximal 260.000 Euro pro Jahr zu Recht kassieren wollen.
Die Effizienzsteigerungs- und Kostensenkungsprogramme laufen weiter. Im Vorjahr sei es gelungen, trotz Eröffnung des neuen Terminals den Personalstand um fünf Prozent auf 4306 Mitarbeiter zu reduzieren. Das über dem europäischen Durchschnitt liegende Passagierplus von fünf Prozent hat ein Umsatzplus von 4,4 Prozent auf 607,4 Mio. Euro gebracht. Das Nettoergebnis, das sich auf 71,9 Mio. Euro mehr als verdoppelt hat, spiegelt die Rationalisierungsmaßnahmen wider. Für die Aktionäre, die sich seit einem Jahr über eine Verdoppelung des Aktienkurses auf knapp 48 Euro freuen können, gibt es eine höhere Dividende.
Dritte Piste verzögert sich
Für heuer rechnen Ofner und Jäger nur mit einem geringen Passagierwachstum. Der Nettogewinn soll über 65 Mio. Euro liegen. Weil die Ertragslage der Fluglinien angespannt bleibt und sie sparen, will der Flughafen das Standbein Geschäfte und Immobilien ausbauen. Wie „Die Presse“ berichtete (29. 10. 2012), sind ein neues Hotel, ein neuer Wartungshangar und ein Logistikpark geplant.
Die dritte Piste dürfte sich indes um ein bis zwei Jahre verzögern. Sollte der Umweltsenat im Berufungsverfahren nicht bis Jahresende rechtskräftig über den erstinstanzlichen Genehmigungsbescheid entscheiden, müssen sich die neuen Verwaltungsgerichte damit befassen. Die Eröffnung könnte frühestens 2021 erfolgen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2013)