Die Abgabenlast in Österreich steigt bis zu Jahreseinkommen von 60.000 Euro. Wer knapp über 100.000 Euro verdient, muss weniger zahlen.
Österreich ist eines von nur drei Industrieländern, in dem Spitzenverdiener eine geringere Abgabenlast zu schultern haben als der Mittelstand. Das hat die OECD in einer am Dienstag veröffentlichten Sonderauswertung für ihre jährliche Steuerstudie "Taxing Wages" ermittelt. Grund dafür sind die Sozialversicherungsbeiträge, die in Österreich nach oben hin gedeckelt sind. Noch nicht berücksichtigt ist aber die seit heuer geltende "Solidarabgabe" für Top-Verdiener.
Veröffentlicht wird die OECD-Steuerstudie erst im Mai, erste Ergebnisse hat die Organisation mit Sitz in Paris aber schon vorab bekannt gegeben. Demnach gehört Österreich gemeinsam mit Deutschland und Spanien zu nur drei OECD-Staaten, in denen das Abgabensystem nicht progressiv sondern degressiv wirkt. Der Unterschied: In einem progressiven System steigt die Abgabenlast (in Prozent des Einkommens) mit zunehmendem Einkommen an, während sie bei degressiven Systemen ab einem bestimmten Einkommen wieder sinkt.
60.000 Euro Jahreseinkommen: Höchste Steuern
In Österreich sieht das so aus: Wer kinderlos ist und 20.500 Euro brutto jährlich verdient, muss 40 Prozent für Steuern und Sozialversicherung abliefern, bei 40.855 Euro (durchschnittlicher Vollzeitarbeitnehmer in der Privatwirtschaft) werden 48,9 Prozent fällig. OECD-weit sind es im Vergleich dazu 35,6 Prozent.
Abgabenlast bei 40.855 Euro Jahreseinkommen
Belgien | 56,0 Prozent |
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Frankreich | 50,2 Prozent |
Deutschland | 49,7 Prozent |
Ungarn | 49,4 Prozent |
Österreich | 48,9 Prozent |
OECD-Schnitt | 35,6 Prozent |
Südkorea | 21,0 Prozent |
Israel | 19,2 Prozent |
Mexiko | 19,0 Prozent |
Neuseeland | 16,4 Prozent |
Chile | 7,0 Prozent |
Tabelle 1: Die fünf Länder mit der höchsten Abgabenrate, die fünf Länder mit der niedrigsten und der OECD-Schnitt
Bis rund 60.000 Euro steigt in Österreich die Abgabenlast auf 52,5 Prozent weiter an. Bis zu diesem Punkt ist das Abgabensystem progressiv, danach gehen die Abgaben aber wieder zurück: Ein Alleinstehender mit rund 102.000 Euro jährlich zahlt mit 49,6 Prozent wieder in etwa so hohe Steuern und Abgaben wie ein Durchschnittsverdiener.
Ähnlich degressiv ist der Steuerverlauf nur in Deutschland und Spanien (dort allerdings auf niedrigerem Niveau). Grund für den Rückgang der Abgabenlast bei Spitzenverdienern sind laut OECD die Sozialabgaben. Während die Steuersätze nämlich mit dem Einkommen ansteigen, ist der Sozialversicherungsbeitrag gedeckelt: Ab 4.440 Euro Monatsbrutto (2013) werden keine zusätzlichen Beiträge mehr fällig. In den Zahlen nicht berücksichtigt ist die seit heuer geltende "Solidarabgabe" für Spitzenverdiener ab 186.000 Euro.
Geringverdiener mit Kindern stark entlastet
Ein weiteres Ergebnis der OECD-Studie: Geringverdiener mit Kindern werden in Österreich im Vergleich zu Kinderlosen stark entlastet. Während alleinstehende Kinderlose bei 20.500 Euro Jahresbrutto schon 40 Prozent an Steuern und Abgaben bezahlen, sind mit zwei Kindern nur 18,3 Prozent. Grund dafür sind laut OECD Bargeldtransfers wie die Familienbeihilfe, die in der Studie berücksichtigt werden.
(APA)