Enteignung der Sparer verschärft sich

Sparbuch
Sparbuch(c) Erwin Wodicka - wodicka@aon.at
  • Drucken

Der Druck auf die EZB steigt, den Leitzins auf ein neues Rekordtief von 0,5 Prozent zu senken.

Wien. Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert die Europäische Zentralbank (EZB) auf, die Zinsen wegen der Probleme in der Eurozone weiter zu senken. Die EZB habe noch Luft für eine Lockerung der Geldpolitik, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde. Seit Jahresbeginn streiten sich die EZB-Direktoren über die Zinspolitik. Doch nun häufen sich die Hinweise, dass der Leitzins bis Sommer von derzeit 0,75 Prozent auf ein neues Rekordtief von 0,5 Prozent reduziert werden wird. Auch der Chef der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, schließt einen solchen Schritt nicht mehr aus.

In Österreich erwartet die Erste Bank, dass die Senkung bis Ende Juni vorgenommen wird. Trotz begrenzter Wirksamkeit sei eine Unterstützung der Wirtschaft dringend notwendig, meint Gudrun Egger, Analystin der Erste Bank.

Mit einem Zinssatz von 0,5 Prozent würde die EZB immer noch höher liegen als die Notenbank in den USA (null bis 0,25Prozent) und die Zentralbank in Japan mit null bis 0,1 Prozent. Die Minizinsen haben negative Auswirkungen für Sparer. Berücksichtigt man die Inflationsrate und die Kapitalertragsteuer, ist Sparen schon jetzt ein Verlustgeschäft. In Österreich haben Sparer von 2010 bis 2012 durch die negativen Realzinsen zehn Milliarden Euro verloren. Auch Inhaber von Lebensversicherungen und Pensionskassen kommen zum Handkuss. Die Staaten können dagegen bequem ihre Schulden abbauen.

Zehn Jahre lang Minizinsen?

In den USA betonte ein ranghoher Zentralbanker, man sei gezwungen, die Zinsen noch sehr lange niedrig zu halten: Narayana Kocherlakota, Präsident der Notenbank von Minneapolis, nannte hier einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, meint: „Die Notenbanken verhalten sich so, als befänden wir uns mitten in der Großen Depression, und feuern mit ihren allerschwersten Waffen.“ Nachhaltiges Wachstum sei dadurch noch nicht entstanden. Die Geldpolitik der Notenbank könne zum Dauerzustand werden. Die notwendigen Strukturreformen in vielen Ländern würden dagegen auf die lange Bank geschoben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Lockere Geldpolitik reicht nichtldquo
International

IWF: "Lockere Geldpolitik reicht nicht“

Finanzpolitiker suchten am Wochenende nach Wegen aus der Wirtschaftsflaute. Dass Gelddrucken allein nicht reiche, sagten fast alle. Sonst gab es wenig Einigkeit.
IWF-Chefin Lagarde
Home

IWF-Chefin Lagarde fordert EZB zu Zinssenkung auf

Lagarde spricht sich auch für eine höhere Inflation aus, um das wirtschaftliche Gleichgewicht in der Eurozone wieder herzustellen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.