Peggy Strobel hat das ehemalige Naber-Espresso in der Wipplingerstraße als „Die Cafetière“ wiederbelebt: „Mit und ohne Tradition“, wie sie sagt.
Kaffeehäuser

Die neuen Wiener Cafetiers

Das Café Prückel wird neu übernommen. Es ist nicht das erste Traditionskaffeehaus, das neue Betreiber bekommt. Wie bringt man solche Institutionen in die Gegenwart? Was muss bleiben, was muss sich ändern? Eine Spurensuche.

Es ist ein lauer Sommerabend und im Café Prückel fährt ein leichter Wind von draußen durch den Luster. Das Klimpern der Kristalle mischt sich unter die Klaviermusik und das allgegenwärtige Klappern der Löffel auf den kleinen silbernen Tabletts, mit denen die befliegten Kellner durchs Lokal schreiten.

Auf einem der khakifarbenen Fauteuils sitzt ein Zeitungsleser, ein paar Tische weiter eine junge Frau, die bei einem Soda Zitron ein Buch mit Post-its versieht, dazwischen eine arabische Touristenfamilie – und eine rüstige ältere Dame mit Schlüsselbund am Gürtel, die hierhin nickt, dort ein paar Worte wechselt, eine liegengelassene Rechnung aufklaubt und sich bei der Kuchenvitrine ein Bröserl in den Mund steckt, bevor sie wieder eine Runde dreht: Christl Sedlar oder „die Frau Chefin“, wie sie ihre Kellner nennen. Wobei sie das nicht mehr lang ist.

Unesco-Kulturerbe

Wie kürzlich bekannt wurde, gibt Sedlar das Prückel mit Jahresende ab. „Mit gemischten Gefühlen“, sagt sie, während sie einen Stuhl heranzieht, um kurz zu plaudern. Die 83-Jährige wird das legendäre Kaffeehaus an der Ecke Stubenring/Dr.-Karl-Lueger-Platz am Schluss 63 Jahre lang geführt haben. Was sie sich wünscht: Dass das Prückel ein Kaffeehaus bleibt – wobei sie gar nicht so recht in Worte fassen kann, was das genau bedeutet: das Service, die Silbertabletts. Letztlich wohl das Ambiente, die Kaffeehauskultur eben, die vor einigen Jahren auch die Unesco als Kulturerbe anerkannt hat.

An manchen Dingen können die neuen Betreiber – die Immobilienfirma JP Immobilien mit den Gastronomen Thomas Hahn („Labstelle“) und Manfred Stallmajer („The Guesthouse“) als Geschäftsführer, sowie Michaela Klein und Helmuth Unger („Unger und Klein“) – sowieso nicht rütteln: Das Kaffeehaus ist denkmalgeschützt, und das aus den 1950er-Jahren stammende Interieur mit den schon etwas abgewetzten khakifarbenen Sitzbänken soll trotz eines Soft Relaunch nicht verändert werden. „Das Prückel bleibt das Prückel“, heißt es zur „Presse am Sonntag“. Viel mehr will man noch nicht verraten.

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