Erdrutsch

Hochwasser in Südösterreich: Todesopfer aus Glan geborgen 

Hangrutschungen und Muren stellen eine Herausforderungen für die Feuerwehrkräfte dar.
Hangrutschungen und Muren stellen eine Herausforderungen für die Feuerwehrkräfte dar.APA / Christian Koeck
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Ein Radfahrer war in Fluss gestürzt, seine Leiche wurde am Sonntag aus der Glan geborgen. Muren und Hangrutschungen stellen eine Herausforderung für die Feuerwehkräfte in Kärnten und der Steiermark dar. Die Nacht verlief ohne größere Zwischenfälle.

Das Hochwasser hat nun in Kärnten ein Todesopfer gefordert: Ein Mann (53) wurde aus der Glan bei Maria Saal geborgen. Augenzeugen hatten den Unfall beobachtet, eine Suchaktion wurde gestartet. Das Opfer konnte aber nur noch tot geborgen werden. Die Nacht auf Montag ist ohne größere Zwischenfälle verlaufen. An der Glan und der Mur gehen die Wasserstände langsam zurück. Der Regen hatte am Sonntag aufgehört, am Nachmittag schien fast überall die Sonne. Nun drohen Muren und Hangrutschungen.

Laut Kärntner Landeskommunikation war es am Sonntagnachmittag traurige Gewissheit: Man müsse nach dem Starkregen mit Hochwasser ein erstes Todesopfer beklagen. Der Mann aus dem Bezirk St. Veit hatte sein Fahrrad auf dem seit Freitag durch ein Absperrband gesperrten Glanradweg aus Raggasaal kommend in Richtung Karnburg geschoben. Dort war ein an den Radweg angrenzendes Feld durch die Regenfälle stark überflutet. Das dort abfließende Wasser floss in die Glan. Der Mann dürfte laut Polizei die durch die Überflutung entstandene Strömung in den Fluss unterschätzt haben, wurde plötzlich vom Wasser mitgerissen und fiel in die Glan. Ein in der Nähe befindliches Ehepaar sah dies und alarmierte die Einsatzkräfte. Bei einer Suchaktion von Polizeistreifen, Feuerwehr und Wasserrettung wurde der Vermisste gegen 14.50 Uhr im Bereich Karnburg leblos im Wasser treibend gesichtet und von der Wasserrettung Krumpendorf geborgen. Es wurden sofortige Reanimationsmaßnahmen durch das Rote Kreuz und den anwesenden Notarzt durchgeführt. Der Mann wurde ins Klinikum Klagenfurt gebracht, wo er aber starb.

Die Angehörigen wurden vom Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes betreut. Weitere Informationen zum Unfallgeschehen oder zur Identität waren vorerst nicht bekannt. LH Peter Kaiser und Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner sprachen den Hinterbliebenen ihr Mitgefühl aus und wünschten viel Kraft. „Nach Tagen, in denen Übermenschliches geleistet wurde um Menschenleben zu schützen, hat uns diese Meldung besonders schwer getroffen“, bedauerten Kaiser und Fellner.

Enormes Ausmaß an Schäden

Am Sonntag sorgten nachströmendes Wasser und durchnässte, abrutschende Hänge ständig für neue Feuerwehr-Einsätze und Evakuierungen. Langsam kristallisierte sich das enorme Ausmaß der Schäden an Häusern, Straßen und landwirtschaftlichen Flächen in den Bundesländern Kärnten und Steiermark heraus.

In Kärnten waren weiterhin fünf von zehn Bezirken von den Überschwemmungen betroffen. Rund 80 größere, geologisch begutachtete Erdrutsche waren dem Landeskrisenstab am Sonntagnachmittag bekannt. Während einige Straßensperren wieder aufgehoben werden konnten, weil das Hochwasser abgeflossen war, kamen anderenorts wieder einige wegen Muren und Hangrutschungen hinzu .Sorgen bereitete die mögliche Verfügbarkeit von Freiwilligen. Von Seiten des Roten Kreuzes, des Landesfeuerwehrverbandes und des Landes Kärnten erging der dringende Appell an die Dienstgeber: „Unterstützen Sie uns und alle die seit Tagen daran arbeiten, die Spuren der Unwetter zu beseitigen. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in unzähligen Einsätzen große Stärke und Mut bewiesen.“

Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, die bei einer Dienstverhinderung wegen Teilnahme an einem Großschadensereignis- und Bergrettungseinsatz Entgelt fortzahlen, gebührt nach den jeweiligen Landesgesetzen eine Abgeltung durch das Land. Beschäftigte beim Land Kärnten und den Gemeinden können um Sonderurlaub für Einsätze und Ausbildungen ansuchen.

Der Hydrographische Dienst des Landes erwartete einen deutlichen Hochwasserrückgang an den meisten Flusspegeln, schwieriger sei es an der Glan und an der unteren Gurk. Hier sind die Höchstwerte zwar erreicht, der Rückgang geht aber nur sehr langsam vor sich. Ebenso verhält es sich bei den Seewasserständen, wie die Landeskommunikation mitteilte. Die Grundwasserstände und damit auch die Gefahr durch Hangrutschungen bleiben hoch. Im Bezirk Völkermarkt mussten bisher 213 Personen aus Sicherheitsgründen ihre Häuser verlassen. In Klagenfurt bleiben das Strandbad Klagenfurt bzw. Loretto voraussichtlich bis Mittwoch geschlossen.

Die Motor Yacht Clubs Kärnten ersuchten Bootsführer dringend, jedes leichtsinnige Verhalten zu vermeiden, das zu weiteren Schäden führen könnte. Dazu zähle auch der durch die Motorboote am See verursachte Wellenschlag, der eine zusätzliche Bedrohung für bereits überschwemmte Steganlagen, Seeeinbauten und selbstverständlich den gesamten Naturraum am See darstellt. Man bitte „eindringlich, alle nicht nötigen Ausfahrten mit Ihrem Boot zu vermeiden“. Der Starkregen habe dazu geführt, dass der Pegelstand des Wörthersees in Pörtschach Sonntagmittag bereits bei 1,75 Meter liegt und damit 55 Zentimeter über dem langjährigen Mittelwert. Ein Rückgang sei nur ausgesprochen langsam zu erwarten.

Mehrere Orte in Slowenien evakuiert

Immer noch im Dauereinsatz stehen die Kärntner Feuerwehren: Mit den einlaufenden Schadensmeldungen waren hunderte Feuerwehrleute beschäftigt. Von Kärntner Feuerwehren wurden weiterhin auch mehrere slowenische Orte, die nur von Kärnten aus erreichbar waren, versorgt.

In der Steiermark sanken in den meisten betroffenen Gebieten die Pegel der Flüsse und Bäche. Über Nacht hatte sich die Wetterlage beruhigt mit geringen Regenmengen in der Südsteiermark und bis zu 24 Millimeter in der Obersteiermark, im Ausseer Raum, wo man in der Nacht auf Montag allerdings noch mehr Niederschlag erwartet. Der Pegelstand der Sulm im Bereich Leibnitz zeigte an Nachmittag noch einen leicht steigenden Verlauf. Insgesamt gehen jedoch die Pegel im Oberlauf der Sulm derzeit stark zurück.

Die Mur hat laut Kommunikation Steiermark in Mureck aktuell den zehnjährigen Hochwasserstand (Durchfluss von 1.200 Kubikmeter pro Sekunde) erreicht. Dies war zuletzt beim großen Hochwasser 2002 der Fall. Der Fluss ist mittlerweile im Bereich des dortigen Campingplatzes über die Ufer getreten. Die Feuerwehren arbeiteten am mobilen Hochwasserschutz im Grenzmur-Bereich. Die Pegelstände befinden sich in gleichbleibender oder leicht fallender Tendenz in den nächsten Stunden.

Das Problem der kommenden Tage dürften Hangrutschungen und teils Murenabgänge sein, die in immer kürzeren Abständen gemeldet werden, teils im Minutentakt. Am Vormittag waren 280 Rutschungen in der Steiermark erfasst, nun auch im obersteirischen Obdach und Lobming. Teils bedrohen die Rutschungen Wohnhäuser und Infrastruktur. Viele Ortswasserleitungen insbesondere im Bezirk Südoststeiermark sind durch die Rutschungen gebrochen. Mit Stand Sonntagnachmittag sind in der Steiermark 82 Personen aus ihren Wohnhäusern in Sicherheit gebracht worden. In Straß ist im Ortsteil Lichendorf durch aufgeschwemmte Tanks Heizöl ausgetreten. Es besteht nun Gefahr durch verunreinigte Brunnen, das Wasser ist bei 65 Brunnen nicht mehr genusstauglich.

Entschädigungen aus dem Katastrophenfonds

Laut dem Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes, Thomas Meier, waren in der Nacht auf Sonntag noch rund 500 Feuerwehrleute im Einsatz. Diese Zahl stieg jedoch wieder aufgrund einlaufender Schadensmeldungen „auf über 1000 locker“, wie Meier zur APA sagte. Schäden und Einsatzanforderungen kämen nun punktuell in allen steirischen Bezirken vor, nicht nur im Süden. „Ein Teil der Arbeit ist erledigt, aber es kommen viele Sicherungs- und Aufräumarbeiten hinzu“, sagte der Sprecher.

Das Land Steiermark wies auf Entschädigungen aus dem Katastrophenfonds für Maßnahmen zur Beseitigung von außergewöhnlichen Schäden hin. Anspruchsberechtigt sind natürliche und juristische Personen. Die Schadensmeldung (Privatschadensausweis) erfolgt beim zuständigen Gemeindeamt oder online über das E-Governmentportal. Danach werden die einzelnen Fälle, entsprechend der Schadensart, von den zuständigen Abteilungen geprüft. Vor den Aufräumarbeiten ist eine selbstständige fotografische Dokumentation bzw. Beweissicherung anzufertigen. Schäden müssen innerhalb von zwei Monaten ab Eintritt des Schadens gemeldet werden. Der Katastrophenfonds wirkt subsidiär. Das heißt, Mittel aus dem Katastrophenfonds können für Schäden anteilig gewährt werden, deren Kosten nicht von Versicherungen übernommen werden. Das Formular ist auf e-government.steiermark.at unter Privatschadenausweis abrufbar.

Die Caritas Kärnten stellt aus ihrem Katastrophenfonds rund 100.000 Euro zur Verfügung. „Der Katastrophenfonds ist dafür da, um schnelle und unbürokratische Soforthilfe an besonders betroffene Familien ausschütten zu können“, sagte Caritasdirektor Ernst Sandriesser. Man sei seit Freitag im engen Austausch mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie den pfarrlichen Netzwerken betroffener Regionen, um aktiv die Hilfe seitens der Caritas anzubieten. Dafür bitte man auch um Spenden. (APA)

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