Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EVP-Chef Manfred Weber haben persönliche und inhaltliche Differenzen, obgleich sie nach außen harmonisch auftreten. Wie werden sie den Europawahlkampf anlegen?
Es ist ein fatales Gemisch, das das Verhältnis der beiden Galionsfiguren von Europas Christdemokraten im beginnenden Wahlkampf prägt: Persönliche Abneigung, inhaltliche Differenzen und gekränkter Stolz – so lauten die Zutaten dieser ménage à deux zwischen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EVP-Chef Manfred Weber. Trotz drastischer Unterschiede im Politikstil – sie: eloquent, beherrscht, perfektionistisch; er: hemdsärmelig, direkt, unkonventionell –demonstrieren die beiden Deutschen bei öffentlichen Auftritten Einigkeit. Blickt man hinter die Fassade, bleibt davon nicht viel übrig. Weber hat immer noch nicht verdaut, dass von der Leyen im Jahr 2019 an seiner statt zur Präsidentin der mächtigen Behörde gekürt wurde.
Als Spitzenkandidat der stimmenstärksten EVP hätte der CSU-Vize Anrecht auf den Posten gehabt, doch die Staats- und Regierungschefs machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Von der Leyen versprach daraufhin kleinlaut, sich für ein „verbindliches“ Spitzenkandidatensystem bei der Europawahl 2024 einzusetzen. Geschehen ist seither nichts. Viele Europaabgeordnete – auch aus der eigenen Parteienfamilie – nehmen ihr das übel. Die Stimmung von der Leyen gegenüber sei „kritisch“, sagt ein Parlamentarier der Christdemokraten zur „Presse“. Die 64-Jährige sei zweifellos integer, setze aber mitunter die falschen Prioritäten: „Wir brauchen mehr Stärke nach außen und mehr Freiheit nach innen.“