Arbeitsplatz Handel: Mehr Jobs durch Sonntagsöffnung?

Dürften die Geschäfte am Sonntag offen haben, könnte das laut Ökonomen neue Stellen schaffen. Vor allem aber Teilzeitjobs.

Wien. Studien gibt es wenige, dafür aber viele Meinungen: zur Frage, ob Umsätze steigen würden, wenn die Sonntagsöffnung weitgehend erlaubt würde. Und ob dadurch am Ende zusätzliche Jobs entstehen würden. Von den Gegnern der Sonntagsöffnung heißt es, Mitarbeiter hätten kein Interesse daran, am Wochenende zusätzlich zu arbeiten. Die Befürworter argumentieren, dass viele Menschen gern am Sonntag arbeiten würden, weil sie dafür hohe Zuschläge bekommen und so mehr verdienen.

Helmut Hofer vom Institut für Höhere Studien geht davon aus, dass durch die Sonntagsöffnung neue Arbeitsplätze entstehen würden. „Es würde wahrscheinlich zu mehr Nachfrage führen, aber eher im marginalen Bereich“, so Hofer. Weil nicht klar sei, ob der Einkaufsbedarf dann nicht nur auf mehrere Tage aufgeteilt würde.

Neu geschaffen würden vor allem Teilzeitstellen, sagt Hofer. Vor allem kleinere Betriebe könnten sich überlegen, ob sie den Samstag zusperren, wenn sie dafür am Sonntag offen halten. „Ich erinnere mich aber noch an die heißen Diskussionen über die Öffnung am Samstagnachmittag. Jetzt würde keiner mehr sagen, man sollte am Samstagnachmittag zusperren“, so Hofer. Der Arbeitsmarkteffekt sei aber „nicht so hoch“ gewesen.

Für viele Menschen ist die Sonntagsarbeit ohnehin längst Realität: Laut Arbeiterkammer arbeiteten im Vorjahr rund 458.000 Beschäftigte regelmäßig an Sonntagen, vor allem im Beherbergungsgewerbe und in der Gastronomie.

Ulrich Schuh vom industrienahen Wirtschaftsforschungsinstitut Eco Austria geht davon aus, dass die Sonntagsöffnung auf jeden Fall einen „positiven Impuls“ brächte und damit auch mehr Beschäftigung. Der Umsatz würde sich nicht nur verlagern, so Schuh: „Wir haben allein dadurch einen Verlust an Kaufkraft, dass die Touristen am Sonntag weniger Einkaufsmöglichkeiten haben.“

Zuwachs bei Teilzeitjobs

Jürgen Bierbaumer-Polly vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung schließt einen positiven Einfluss auf die Beschäftigung durch die Sonntagsöffnung nicht aus, jedoch vorwiegend bei den Teilzeitstellen. Das hänge aber auch stark von der Konsumfreudigkeit der privaten Haushalte ab, so Bierbaumer-Polly: „Diese war im vergangenen Jahr eher zurückhaltend, und die Prognose für heuer ist auch noch eher gedämpft.“

Nichts abgewinnen kann der Sonntagsöffnung Adolf Brenner, Chef des Kaufleutevereins der Mariahilfer Straße: „Da gäbe es nur eine Verlagerung. Zusätzliches Personal bringt Kosten, die keiner verkraften kann.“ Die zusätzliche Nachfrage durch die Touristen bringe nur in der Innenstadt etwas. Dafür, dass die Menschen am Sonntag zum Juwelier kämen, um Batterien auszutauschen, zahle sich das Offenhalten nicht aus.

Auf einen Blick

458.000 Menschen arbeiteten laut Arbeiterkammer 2012 regelmäßig an Sonntagen. Das IHS und das Wifo gehen davon aus, dass die Sonntagsöffnung zusätzliche Jobs schaffen könnte, vor allem Teilzeitstellen. Das hänge aber auch vom privaten Konsum ab, der zuletzt schwach gewesen sei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2013)

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Kommentare

Hurra, wir bleiben zu!

Der Sonntag bleibt zu, da sind sich alle einig. Schade, dass niemand die Kunden fragt.

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