Eishockey-WM: Österreich verliert und steigt ab

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Das ÖEHV-Team unterlag Russland mit 4:8 und wird Gruppenletzter. Zwischenzeitlich hatte die österreichische Auswahl mit 3:2 geführt.

Österreichs Eishockey-Nationalteam bleibt eine Aufzugsmannschaft. Die ÖEHV-Auswahl musste sich am Montag bei der WM in Helsinki Russland erwartungsgemäß mit 4:8 geschlagen geben und ist neuerlich abgestiegen. Nachdem am Nachmittag die erhoffte Schützenhilfe von Frankreich gegen Lettland (1:3) ausgeblieben war, hätte Österreich gegen Russland eine Sensation und zumindest einen Punkt benötigt, um erstmals seit 2004 den Klassenerhalt zu sichern. Viel Kampfgeist und vier Tore reichten im bisher trefferreichsten Spiel des Turniers gegen hocheffiziente Russen (8 Tore bei 18 Torschüssen) aber nicht.

Österreich wieder in der zweiten Liga

Damit geht es für Österreich so wie schon 2005 (Wien und Innsbruck), 2007 (Moskau), 2009 (Bern und Zürich) und 2011 (Kosice und Bratislava) wieder in die zweite Liga. Beim Turnier der Division 1A nächstes Jahr (12. bis 18. April) sind Mitabsteiger Slowenien, Ungarn, Japan, Südkorea und die Ukraine die Gegner. Wo das Turnier stattfindet, wird nächste Woche entschieden. Bisher einziger Bewerber ist Südkorea mit der Hauptstadt Seoul.

Moral und Kampfgeist

Österreich zeigte im abschließenden Spiel nach dem intensiven WM-Programm mit sieben Spielen in zehn Tagen viel Moral und Kampfgeist. Von Müdigkeit war in den ersten beiden Dritteln wenig zu bemerken obwohl mit Kapitän Thomas Koch (Augenverletzung), Rekord-Teamspieler Gerhard Unterluggauer (Adduktorenverletzung) und Stürmer Daniel Welser (gesperrt) drei Spieler pausieren mussten. NHL-Star Thomas Vanek führte daher das Team erstmals als Kapitän an und stürmte in einer Linie mit Michael Raffl und Center Thomas Hundertpfund.

Im Tor kam Rene Swette anstelle von Bernhard Starkbaum zu seinem WM-Debüt - und ließ gleich den ersten, haltbaren Schuss passieren. Alexander Pereschogin traf nach 85 Sekunden zwischen die Schoner zur Führung. Nachdem Stürmerstar Ilja Kowaltschuk mit seinem achten Turniertreffer zum 2:0 nachlegte (9.), schien die Partie früh den erwarteten Verlauf zu nehmen.

Doch die Österreicher gaben nicht auf. Nur 38 Sekunden später gelang Matthias Iberer der Anschlusstreffer (9.) und plötzlich funktionierte auch das bisher so ineffiziente Powerplay. Nur 15 Sekunden nach dem ersten Treffer fälschte Vanek einen Pöck-Schuss zum 2:2 ab (10.), in der 16. Minute ging das Team von Manny Viveiros sogar in Führung. Diesmal fälschte Raffl einen Vanek-Pass zum 3:2 ab. Ilja Nikulin gelang im Zwei-Mann-Überzahlspiel aber noch im ersten Drittel der Ausgleich für die Russen, die mit nur fünf Torschüssen drei Tore erzielten. Viveiros brachte den bisher so guten Starkbaum statt Swette, der bei einem Check auch auf den Kopf gefallen war.

Im Mitteldrittel brachte Alexander Radulow die Russen im Powerplay wieder in Führung (25.), doch ein von Nikulin ins eigene Tor abgefälschter Schuss von Florian Iberer brachte den neuerlichen Ausgleich (28.). Sergej Mosjakin (32.) und Sergej Soin in Unterzahl (38.) sorgten aber dafür, dass die von ihrer Hochform weit entfernten Russen mit zwei Toren Vorsprung ins Schlussdrittel gingen.

Dort war für die weiter tapfer kämpfende ÖEHV-Auswahl nichts mehr zu holen, Nikita Sajzew (42.) und Jewgeni Kusnezow (50.) machten mit zwei weiteren Treffern endgültig alles klar.

Ineffizientes Powerplay

Damit blieben teils gute Leistungen bei diesem Turnier mit Siegen gegen Vize-Weltmeister Slowakei (2:1 n.V.) und der etablierten A-Nation Lettland (6:3) unbelohnt. Zu viele defensive Fehler zu Turnierbeginn (gegen USA und Frankreich), ineffizientes Powerplay (nur ein Tor aus sechs Spielen) und mangelnde Chancenauswertung (gegen Frankreich und Deutschland) kosteten das durchaus mögliche Ticket für Minsk 2014.

In den vergangenen zehn Weltmeisterschaften stieg übrigens nur zweimal eine Mannschaft mit zwei Siegen ab: Österreich 2009 und Österreich 2013. Vor vier Jahren waren in der Relegation Siege über Ungarn und Deutschland ohne Wert, weil Deutschland als WM-Gastgeber 2010 nicht absteigen konnte.

Reaktionen des ÖEHV-Teams:

Manny Viveiros (Teamchef Österreich): "Es ist sehr, sehr bitter weil wir glauben, dass wir nicht die schlechteste Mannschaft dieser Gruppe waren. Wir haben besser gespielt als andere Mannschaften. Die ersten fünf Partien hätten wir alle gewinnen können, da waren wir oft die bessere Mannschaft. Dass wir wieder in der B-Gruppe sind, das ist wegen der ersten fünf Partien. Wir sind wirklich enttäuscht.

Wir haben heute gedacht, dass wir eine Chance haben. Wir haben ein paar Fehler in unserem Drittel gemacht, die haben uns das Spiel gekostet. Wir haben heute genug Tore gemacht und hatten genug Chancen, aber wir haben leichte Tore bekommen. Gegen so eine gute Mannschaft kannst du nicht so viele Torchancen zulassen. Sie machen aus einer Chance ein Tor und wir brauchen oft fünf Chancen dafür. Das ist der Unterschied zwischen dem russischen und dem österreichischen Eishockey."

Dieter Kalt (Verbandspräsident Österreich): "Die Mannschaft hat sich hier besser verkauft als in den letzten neun Jahren. Das ist auch international anerkannt worden. Zudem haben wir auch die Olympia-Qualifikation geschafft, sind dort unter den zwölf Besten der Welt. Wir werden einfach weiterarbeiten, man kann nicht erwarten, dass man von heute auf morgen alles besser macht. Wir haben viele Spiele auf Augenhöhe gespielt, das trägt dazu bei, dass unsere Spieler lernen, auf diesem Niveau zu spielen. Helfen würde uns, wenn wir zehn Spiele in jeder Saison gegen Finnland oder Russland spielen würden. Aber diese Chance bekommen wir nicht. Gefallen hat mir an der Mannschaft, dass man nie aufgesteckt hat, dass man selbst bei zwei, drei Toren Rückstand immer gekämpft hat."

Thomas Pöck (Verteidiger Österreich): "Wir haben alles probiert, vier Tore geschossen, natürlich musst du dann aufmachen. Man hat aber eindeutig gesehen, dass das von ihnen ein Schongang war, so ehrlich muss man sein. Sie sind wahrscheinlich zwei Level über uns. Wir haben brav mitgespielt, gekämpft, alles gegeben, was in uns drin war. Das siebente Spiel in neun Tagen gegen eine Mannschaft die um so viel stärker ist und du musst einen Punkt machen - es hat nicht gereicht. Und es kommt auch dazu, dass jeder Schuss reingegangen ist. Aber Kowaltschuk hat schon anderen Leuten Tore geschossen. Wir sind hergekommen und haben jedes Spiel alles probiert. Vielleicht musst du gegen Deutschland solche Tore schießen wie heute gegen Russland. Es waren ein paar Gegner dabei, die wir hätten schlagen können. Wenn man an Frankreich denkt, zwei Minuten, zwei Fehler, das darf nicht passieren bei so einem wichtigen Spiel. Es hat halt nicht geklappt."

Thomas Vanek (Stürmer Österreich):
"Wenn man absteigt, kann man nicht sehr stolz sein. Aber wir haben jedes Spiel gekämpft, es hat leider nicht gereicht. Das tut weh. Wir haben unsere Chancen gehabt. Der Abstieg ist sehr bitter. So knapp dran waren wir noch nie. Es war mehr drinnen, vielleicht waren wir nicht kaltschnäuzig genug. Leider haben wir ein paar dumme Tore bekommen. Nichts gegen unsere Tormänner, aber wenn der Rückhalt nicht passt, ist es schwer zu gewinnen. Starkbaum hat uns ja gegen die Slowakei auch den Sieg gerettet. Jetzt haben wir den Russen vier Tore geschossen, vor dem Spiel hätten wir das gerne angenommen. Diese WM-Teilnahme hat mir am meisten Spaß gemacht."

(APA)

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