Das fast schon logische Eishockey-Märchen

EISHOCKEY - IIHF WM 2013, SUI vs CZE
EISHOCKEY - IIHF WM 2013, SUI vs CZEGEPA pictures
  • Drucken

Die Schweiz sorgte mit dem 2:1 im Viertelfinale über Tschechien für den achten Sieg im achten Spiel. Ein Erfolgslauf, der überraschend, aber nicht sensationell erscheint, weil konsequente Nachwuchsarbeit Früchte trägt.

Stockholm/Wien. Ein bisschen neidisch kann der gemeine österreichische Eishockey-Fan schon werden, wenn er dieser Tage zur Weltmeisterschaft nach Schweden und Finnland blickt. Nicht, weil die Hallen in Stockholm und Helsinki mehr bieten als die Wiener Stadthalle, die schon bei der Heim-WM 2005 nicht mehr ganz taufrisch wirkte. Vielmehr ist es die Erfolgsgeschichte einer kleinen Nation, die für großes Erstaunen sorgt.

Die Schweiz, schon in der Vorrunde mit sieben Siegen in sieben Spielen – unter anderem gegen Kanada und Schweden – verhaltensauffällig, hat es im Viertelfinale schon wieder getan. Nach einem 2:1-Sieg gegen Tschechien, den zwölffachen Weltmeister, zählen die Eidgenossen erstmals seit 15 Jahren wieder zu den vier besten Teams. Auch gegen Tschechien, gespickt mit einem Dutzend NHL-Exporten, hat das System der Schweiz funktioniert. Basierend auf einer grundsoliden Defensive mit den beiden Torhütern Martin Gerber und Reto Berra, die tatsächlich einen echten Rückhalt bilden, spult die „Nati“, wie die Mannschaft in ihrer Heimat genannt wird, unbeeindruckt von der Stärke des Gegners ihr Programm ab. Unnötige Strafen werden weitestgehend vermieden, die intensive Spielweise wird schier mühelos verkraftet. In der Offensive agieren die Mannen von Teamchef Sean Simpson eiskalt, man stellt die beste Powerplay-Mannschaft des Turniers. Wirklich überraschend ist all das für Experten aber nicht.

Starke Liga, starkes Nationalteam

Die Schweiz dient seit Jahren als Vorbild im Bereich der Jugendarbeit. Noch in den 1990er-Jahren wurde unter dem ehemaligen Feldkirch-Teamchef, Ralph Krueger, ein nachhaltiges Konzept installiert. Sämtliche Vereine der ersten und zweiten Spielklasse sind verpflichtet, ab der U17 mit Profi-Trainern zu arbeiten. In weiterer Folge bekennt sich die Liga eindeutig zu heimischen Kräften, einzig drei Legionäre dürfen auf dem Spielbericht aufscheinen. Junge Spieler bekommen so die nötige Eiszeit, sammeln Erfahrungen, von denen sie bei Weltmeisterschaften gegen große Eishockey-Nationen zehren. Einzig zwei NHL-Spieler komplettieren das starke Kollektiv.

Vor dem Halbfinale gegen die USA (19 Uhr, live ORF Sport plus, Sport 1) wird mit der ersten WM-Medaille seit 60 Jahren geliebäugelt, ein klein wenig sogar schon von Gold geträumt. Österreichs Cracks bleibt nur der Neid. Und die nächstjährige Reise zur B-WM, die in Südkorea ausgetragen wird.


Viertelfinal-Ergebnisse: Schweiz – Tschechien 2:1, USA – Russland 8:3, Finnland – Slowakei 4:3, Schweden – Kanada 3:2 n. P.
Halbfinale: Schweiz – USA, Finnland – Schweden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wintersport

Eishockey-WM: Schweiz sensationell im Finale

Die Eidgenossen haben nach einem Sieg über die USA erstmals Chance auf WM-Gold. Im Endspiel treffen sie auf Schweden, das 3:0 gegen Finnland gewann.
Mehr Sport

Eishockey-WM: Österreich verliert und steigt ab

Das ÖEHV-Team unterlag Russland mit 4:8 und wird Gruppenletzter. Zwischenzeitlich hatte die österreichische Auswahl mit 3:2 geführt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.