Vassilakou will Radwege grün färben

Vassilakou
Vassilakou(c) Michaela Bruckberger
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In den kommenden Tagen sollen einzelne Teststrecken dunkelgrün gefärbt werden. Verkehrsexperten sehen ein zu buntes Radwegenetz eher skeptisch.

Wien/Cim. Rot, das steht für Gefahr. Grün, das sind die ungefährlichen Radstrecken. So sieht das in Maria Vassilakous Vorstellung aus, und so sollen das auch Wiens Radfahrer bald sehen: Die grüne Vizebürgermeisterin will die Radwege einfärben. In den kommenden Tagen startet ein Test: Der Radweg am inneren Ring wird vor dem Volksgarten mit grünem Belag überzogen, auch der Radweg vor dem Westbahnhof wird grün. Schließlich geraten dort häufig Fußgänger und Radfahrer aneinander. Die Eschenbachgasse sei ebenfalls als Teststelle im Gespräch. Diese Tests, so Baur, werden wissenschaftlich begleitet. Im Sommer werde evaluiert, ob diese erfolgreich waren.

Wenn ja, wollen die Grünen das gesamte Radwegenetz grün einfärben (nicht parteigrün, sondern in einem „sanften Dunkelgrün“, wie Vassilakou ankündigt).

Zu viele Farben verwirren

Warum Grün? Andere Farben seien vergeben, sagt Baur. Rot stehe für Gefahr (und Gefahrenstellen sollen rot bleiben), Orange ebenso, Blau verwende man für Schilder und Radweg-Embleme, Gelb sei für Markierungen vorgesehen. Die Kosten für ein Einfärben des gesamten Radwegenetzes beziffert Baur mit rund zehn Mio. Euro. Der Test würde nur „ein paar tausend“ Euro kosten. Sorgt diese Maßnahme für weniger Konflikte, würde man die Wege sukzessive, vermutlich nicht mehr in dieser Rad-Hochsaison, mit Belag überziehen.

Komplett farbige Radwege – Michael Meschik, Verkehrsplaner der Boku, sieht das skeptisch. „Gewöhnlich färbt man Anlagen ein, um auf Gefahren aufmerksam zu machen“, sagt er. Jede Stadt nutzt dafür eine Farbe: Kopenhagen etwa Blau, Wien bisher Rot. Markiere man die eine Stelle rot, andere grün und platziere dazwischen blaue Radweg-Piktogramme, verwirre das. „Es ist schwierig: Signalisiere ich mit roter Markierung Gefahr, heißt Grün dann, ich muss nicht aufpassen?“ Zudem sei Dunkelgrün „nicht wirklich auffällig“. Wolle man Fußgänger deutlicher auf Radwege hinweisen, „kann man alle zehn Meter ein blau-weißes Piktogramm aufbringen.“ Schließlich sei dauerhafter Belag teuer, Meschik beziffert die Kosten mit 30 bis 40 Euro pro Quadratmeter. „Mit dem Geld könnte man viel Sinnvolles tun, z.B. fehlende Netzschlüsse herstellen.“

„Wenn Grün, dann Grün-Lila“

Auch der Koalitionspartner ist skeptisch: SP-Verkehrssprecher Gerhard Kubik will „alles, was eine Verbesserung für Fußgänger ist“, unterstützen. Radwege komplett zu färben sei weder sinnvoll noch möglich. Einzelne Strecken, den Ring-Radweg etwa, könne er sich aber vorstellen. „Welche Farbe das dann auch immer wird. Ob Grün ein taktisch guter Schachzug war? Von mir aus kann es auch Rosa sein. Und wenn Grün, dann Grün-Lila“, sagt er. Und so würde dann jeder im Rathaus seine Lieblingsfarbe am Boden sehen. Skeptisch bis belustigt reagiert auch die Opposition: Es gebe wichtigere Probleme, etwa die Sanierung von Radwegen, heißt es von VP-Chef Manfred Juraczka. In der FPÖ spricht man von einem „verzweifelten Versuch der Machtdemonstration.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2013)

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