Die unabhängigen Fraktionen sollten die ÖH anführen.
Die JuLis haben in ihrem Bestreben, den Liberalismus in Österreich doch noch salonfähig zu machen, kaum etwas unversucht gelassen. Sie haben provoziert, sich scharf von allen anderen Fraktionen abgegrenzt und dabei so viel mediale Aufmerksamkeit erhalten wie keine andere (kleine) Fraktion.
Dass sie bei der ÖH-Wahl um nur zwei Prozentpunkte auf 6,4 Prozent zulegen konnten, ist (auch wenn sie es nicht zugeben) eine für sie schmerzhafte Absage an ihr Auftreten und ihre Politik. Vielleicht hat ihnen nicht zuletzt die Nähe zu den Neos geschadet, in deren Verbund sie für den Nationalrat kandidieren. Denn: Das Votum der heimischen Studierenden war vor allem auch eines gegen die Parteipolitik.
Die erstplatzierte ÖVP-Aktionsgemeinschaft verlor ebenso an Stimmen wie die grünen, roten und vor allem die blauen Studierendenvertreter. Die einzige Fraktion mit Parteinähe, die punkten konnte, waren die Uni-Piraten. Was damit zu tun haben könnte, dass ihre Mutterpartei selbst unter der Wahrnehmungsschwelle agiert. Die wahren Sieger sind die unabhängigen Fraktionen, die sich nicht am Parteibuch orientieren müssen – von den Fachschaftslisten über die Fest bis hin zur ewigen Spaßliste „No Ma'am“ aus Oberösterreich.
Vielleicht sollten sich diesen Wink alle Beteiligten zu Herzen nehmen – und in der nächsten Amtsperiode die unabhängigen Fraktionen die ÖH anführen lassen. Diese könnten befreit von Parteitaktik und von Zurufen aus den Parteizentralen agieren. Denn eines ist klar: Nichts brauchte die ÖH derzeit mehr als Arbeit, die bei den Studierenden ankommt.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2013)