Morgenglosse

Jetzt will Elon Musk Zugriff auf unser Gehirn

Dieser Chip soll schon bald in menschliche Gehirne eingepflanzt werden.
Dieser Chip soll schon bald in menschliche Gehirne eingepflanzt werden. APA / AFP / -
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Mehr als 280 Millionen Dollar frisches Geld bekommt das von Elon Musk geführte Unternehmen Neuralink, dessen Ziel es ist, das menschliche Gehirn um einen Chip zu erweitern. Vorerst, um medizinische Probleme zu lösen. Doch Musk denkt schon jetzt viel weiter.

Der Cyborg - die Vermischung von Mensch und Maschine - wird Realität. Sein Schöpfer heißt Elon Musk. Vom Flammenwerfer bis hin zu Elektroautos und Satelliten: das Spielfeld des 52-Jährigen ist groß. Selbst das menschliche Gehirn will er digitalisieren.  Die einmal mehr nötige Finanzspritze liefert nun das Investoren-Konsortium Founders Fund rund um Peter Thiel. Jener Sohn deutscher Auswanderer, dessen berufliche Partnerschaft mit Elon Musk auf die Zeiten von PayPal zurückgeht. Nun investiert Chef von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz 280 Millionen Dollar in die Forschung der Chips fürs Gehirn.

Was ist Neuralink? Im Juli 2016 von Musk gegründet, hat man sich wie auch schon bei SpaceX noblen Zielen verschrieben: Ein implantierter Chip soll schwere Erkrankungen des Gehirns besser behandeln können, oder die mentalen Fähigkeiten verbessern. Direkt im Gehirn soll eine Schnittstelle zum Computer geschaffen werden. Langfristig will Musk aber noch viel weiter gehen und die technische Erweiterung des menschlichen Körpers erforschen, „um potenziell gefährliche Verwendungen von Künstlicher Intelligenz bekämpfen zu können“.

Im Mai erhielt Neuralink von der US-Behörde FDA (Food and Drug Administration) die Genehmigung, die Implantate an Menschen zu testen. Zuvor wurden diese an Affen, Schweinen und Schafen getestet. Die bekanntesten Aushängeschilder: das Schwein Gertrud und der Affe namens Pager. Die laut Peta knapp 1500 anderen Tiere, die in den Versuchen starben, bleiben unerwähnt.

Expertinnen und Experten stehen Musks Vision von einem „optimierten“ Menschen durchaus skeptisch gegenüber. Doch nicht nur die Ethik-Kommissionen warnen vor „leeren Versprechungen“. Auch der Führungsstil von Elon Musk in den vergangenen Monaten steigert nicht unbedingt das Vertrauen in eine derart neue Technologie. Denn was hindert Musk daran, bei Neuralink ähnlich vorzugehen, wie bei X? Apropos X: ein gutes Beispiel für Musks wankelmütigen Führungsstil, denn der Name Twitter gefiel ihm trotz des Wiedererkennungswerts nicht mehr, weswegen er es kurzerhand einfach umbenannte. Wenn also die Neuralink-Umsätze nicht passen, wird plötzlich Werbung vor dem geistigen Auge abgespielt? Oder wird der Zugriff auf einzelne Bereiche des Gehirns plötzlich eingeschränkt. Kann Elon Musk künftig darüber entscheiden, wer wie denkt? Eine Welt, in der Elon Musk Menschen im Gleichschritt marschieren lassen kann, ist eine Dystopie, wie sie George Orwell nicht hätte furchterregender schreiben können.

Die Technologie steht zwar noch ganz am Anfang und soll vorerst vor allem schwere neurologische Erkrankungen heilen, bzw. Beschwerden lindern. Aber bereits dafür fordert Elon Musk die Bereitschaft zur völligen Selbstaufgabe, wie er selbst in einer Pressekonferenz sagte: Wer sich meldet, bekomme „eine Möglichkeit, die Welt zu verändern“. Die Probandinnen und Probanden müssten sich aber auch gänzlich „der Mission verschreiben“ und dazu bereit sein, „zu ihren Grenzen und darüber hinaus zu gehen“.

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