Nach der Wahl

Grabenkämpfe: Die türkische Opposition schafft sich ab

Die Chefin der nationalistischen IYI-Partei, Meral Akşener, muss sich nach der Niederlage der Obfrau-Frage stellen.
Die Chefin der nationalistischen IYI-Partei, Meral Akşener, muss sich nach der Niederlage der Obfrau-Frage stellen.Reuters / Hüseyin Aldemir
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Seit ihrer Niederlage zerfleischen sich Erdoğans Gegner. Ein Parteienbündnis für die Kommunalwahl zeichnet sich vorerst nicht ab.

Es war ein Höflichkeitsanruf. Darauf deuteten sowohl der Ton als auch die Umstände. Mitten in einer Menschenmenge stehend rief Ekrem İmamoğlu am Montag seinen Parteichef, Kemal Kılıçdaroğlu, an, um anschließend freundlich mit ihm zu parlieren. Ja freilich es gehe ihnen gut, sie würden höflich empfangen, versicherte İmamoğlu; er komme immer gerne nach Tunceli.

Was die Kameras aufnahmen: Das Telefonat zweier Parteigranden der sozialdemokratischen CHP, denen seit der jüngsten Wahlniederlage Grabenkämpfe nachgesagt werden. Kein böses Blut, sie seien in Kontakt, sagte denn İmamoğlu der neugierigen Menge. Was die Kameras nicht aufnahmen: Den Gesichtsausdruck Kılıçdaroğlus, der wohl vom Anruf überrascht wurde, und der nicht wusste, dass İmamoğlu sich gerade in seiner Heimatprovinz Tunceli aufhielt.

So können İmamoğlu und Kılıçdaroğlu noch so beherzt Einigkeit demonstrieren, sie kann nicht über die vergangenen Wochen hinwegtäuschen. Seit der Wahlniederlage drängt İmamoğlu, Bürgermeister von Istanbul, auf einen Reformprozess innerhalb der Partei und der Parteispitze. Ein halb-geheimes Zoom-Gespräch zwischen İmamoğlu und seinen parteiinternen Unterstützern über genau diese Anliegen fand sofort den Weg in die Öffentlichkeit und goss Öl ins Debattenfeuer.

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