„Normal“-Debatte

Köhlmeier und die „Konzentrationslager“ im Ständestaat

Der Autor Michael Köhlmeier kritisiert den ÖVP-Gebrauch des Wortes „normal“ unter Verweis auf die austrofaschistischen Anhaltelager der 30er.

Ein „wirklich bösartiger Kampfbegriff“ sei der Begriff „normal“, wenn er so verwendet werde wie derzeit von der ÖVP, kritisierte der österreichische Autor Michael Köhlmeier im Gespräch mit dem ORF Vorarlberg. „Dass das ausgerechnet eine Partei jetzt so auf ihre Fahnen heftet, die in Österreich die erste Partei war, die Konzentrationslager aufgebaut hat“, sei „mehr als alarmierend“. „Natürlich kann man die Konzentrationslager der Christlichsozialen nicht mit Auschwitz vergleichen, aber es waren Konzentrationslager, wo die Nicht-Normalen konzentriert wurden.“ Der VP-Nationalratsabgeordnete Martin Engelbert kritisierte Köhlmeiers Aussagen als „erschreckende und empathielose Verharmlosung der NS-Zeit“. 

Die ersten österreichischen „Anhaltelager“ wurden ein halbes Jahr, nachdem die Nationalsozialisten in Dachau das erste Konzentrationslager gegründet hatten, im September 1933 durch die Dollfuß-Regierung errichtet: Darin wurden „sicherheitsgefährliche Personen“ ohne Gerichtsverfahren inhaftiert, außerdem Gefangene aus überbelegten Haftanstalten untergebracht. Die Lager waren zunächst vor allem Reaktion auf den ab 1933 massiven Terror durch illegale Nationalsozialisten, die auch die Mehrheit der Inhaftierten ausmachten. Dazu kamen Sozialdemokraten und Kommunisten. Als „Konzentrationslager“ bezeichneten damals vor allem die Nationalsozialisten diese Lager. Mit den deutschen KZ waren sie in der fehlenden Rechtsstaatlichkeit vergleichbar, allerdings nicht in der Behandlung der Häftlinge. Es gab keine Zwangsarbeit, schon gar nicht Folter und Hinrichtungen. Die Lager gab es bis zum „Anschluss“ im März 1938. (red.)

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