Die Investorensuche beim Elektrohändler blieb erfolglos. Der Abverkauf in den 45 Filialen soll in den nächsten Tagen starten. Erst vor zwei Monaten wurde ein Sanierungsverfahren eingeleitet.
Der Sanierungsplan für den angeschlagenen Elektrohändler Niedermeyer ist nach erfolgloser Investorensuche gescheitert. Alle 45 Filialen werden geschlossen, die verbliebenen 300 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Das österreichische Traditionsunternehmen wird wahrscheinlich "relativ rasch" zusperren, sagte dessen Sprecher Christian Rothmüller. Der Abverkauf in den Filialen werde ab Freitag beginnen. Sobald die gerichtliche Genehmigung der Betriebsschließung vorliegt, sollen in den kommenden Wochen die bislang weitergeführten 45 Niedermeyer-Filialen in ganz Österreich geschlossen werden.
Nach intensiven mehrwöchigen Verhandlungen sind die letzten Gespräche mit potenziellen Partnern aus der Branche und der Finanzwelt erfolglos beendet worden. "Damit bleibt uns als letzter Ausweg nur die geordnete Liquidation des Unternehmens", informierten Insolvenzverwalter Georg Freimüller und Werner Weber, Geschäftsführer und Mehrheitseigentümer von Niedermeyer, in der Gläubigerausschusssitzung am Mittwoch über das Scheitern der Investorengespräche. Weber bezifferte laut einem "Standard"-Bericht den Kapitalbedarf mit vier bis sechs Millionen Euro.
Über Niedermeyer wurde Anfang April ein sogenanntes "Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung" eröffnet. Nicht einmal eine Woche später wurden 53 Filialen geschlossen und fast 280 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz (>>>mehr dazu). Die Schulden wurden bei der Insolvenzeröffnung mit knapp 29 Millionen Euro beziffert. Damit war Niedermeyer die größte Insolvenz in Wien. Insgesamt waren rund 840 Gläubiger von der Pleite betroffen. Mit dem neuen Konzept "Niedermeyer 3.0" und einem neuen Investor wollte die Elektrokette wieder durchstarten.
Businessmodell überdenken
Birgit Trieb, Expertin beim Alpenländischen Kreditorenverband, erinnert das Niedermeyer-Aus stark an die Cosmos-Pleite. Die Branche müsse ihr Business-Modell überdenken, der Druck der Großen bzw. aus dem Online-Handel sei zu groß, um derartige Konzepte wie bei Niedermeyer zu fahren. Sie betonte, dass die Lieferanten von Niedermeyer bis zum Schluss mitgespielt hätten.
Unterstützung für die Arbeitnehmer von Niedermeyer kommt von der Gewerkschaft. Eine Arbeitsstiftung komme zwar nicht, dennoch werde man alle Beschäftigten im Insolvenzverfahren vertreten und schauen, "dass die zu ihren Ansprüchen kommen", betonte Karl Proyer, stellvertretender Bundesgeschäftsführer der GPA-djp.
Schwache Profilierung
Als Hauptgrund wird das trotz guter Verkaufszahlen nach wie vor schwierige Marktumfeld bezeichnet, so Niedermeyer. Handelsexperten wie Wolfgang Richter von Regio-Plan, sahen ein Problem von Niedermeyer auch darin, dass man sich weder im Sortiment noch bei Dienstleistungen in eine Richtung profiliert habe. Vom Fotohändler-Image sei man nie weggekommen, obwohl dieses Sortiment auch anderswo eingekauft werden könne. Weiteres Minus: „Die Standorte sind sehr inhomogen, sowohl was die Größe als auch was Ausstattung und Lage betrifft“, sagt Richter.
Ein Konkurrent wie Hartlauer habe gut daran getan, sich einen Schritt von der Unterhaltungselektronik wegzubewegen und sich mit Brillen und Hörgeräten auf Bereiche zu konzentrieren, die nicht so stark von Innovationsdruck und Preisverfall getrieben seien, so WU-Handelsexperte Peter Schnedlitz. Auch das Geschäftsfeld Onlinehandel habe man lange brachliegen lassen. Es sei aber nicht leicht für kleinere Anbieter, denn für ein gutes Multi-Channeling-Konzept müsse man viel Geld in die Hand nehmen. Für ein Unternehmen mit einer schwachen Eigenkapitaldecke, wie Niedermeyer, ein Ding der Unmöglichkeit, sagte auch Schnedlitz vor wenigen Wochen.
Das Unternehmen
Das Unternehmen Niedermeyer wurde im Jahr 1957 von Helmut Niedermeyer als Röntgen-, Foto- und Filmartikelgeschäft gegründet. Im Jahr 1988 wurden die Handelsketten Foto-Pionier und Foto Nettig übernommen, 1992 folgte die Handelskette Foto Herlango. In den Folgejahren wechselten mehrfach die Eigentümer, seit 2009 steht Niedermeyer im Besitz der Sapienta und der Hypo Equity Beteiligungs AG. Zuletzt erzielte Niedermeyer einen Umsatz von 104,9 Millionen Euro.
(APA)