Neurologe Manfred Walzl will Kindern die Bedeutung des Schlafsnäherbringen.
„Dramatisch, regelrecht beängstigend“, sagt der bekannte Schlafforscher und Neurologe Manfred Walzl und meint damit die massive Zunahme von Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen. „Schon im Vorschulalter leiden 20 bis 30 Prozent der Kinder daran.“ Dramatisch sind auch die Folgen: Müdigkeit, Lernschwierigkeiten, Niedergeschlagenheit, Verhaltensprobleme, Aggressionen sind aber noch fast das geringere Übel, da reversibel.
Nicht mehr wiedergutmachbar sind Wachstumsstörungen, die durch das fehlende Wachstumshormon, das im Schlaf ausgeschüttet wird, entstehen. Kindliche Schlafdefizite führen aber auch zu Dickleibigkeit und Depression mit Selbstmordgedanken. „Wenn Kinder und Jugendliche fünf Stunden oder weniger schlafen, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Depression um 71, jene von Suizidideen um 48 Prozent“, zitiert Walzl eine US-Studie. Nicht besser sind die Ergebnisse einer österreichischen Studie: 61 Prozent der Schüler kommen verschlafen in die Schule, 53 Prozent sind niedergeschlagen.
Es sei daher dringend an der Zeit, Sprösslingen und freilich auch deren Eltern die Wichtigkeit des Schlafes (wieder) ins Bewusstsein zu bringen. Ein Volksschulkind brauche bis zu zwölf Stunden, ein Jugendlicher bis 18 Jahre an die neun Stunden Schlaf, die meisten Jugendlichen kämen heute nicht einmal auf sieben Stunden. Walzl will nun einen neuen Versuch starten: Leicht und spielerisch sollen Kinder im Urlaub am Wörthersee über die immense Bedeutung des Schlafs aufgeklärt werden. Auch die Eltern sollen in dem Seminar im Hotel Werzer einbezogen werden. Einen Rat an Eltern hat er schon vorweg: „Sie sollten darauf schauen, dass der Konsum von Computer, Fernseher und X-Box vor allem am Abend eingebremst wird.“ Auch Durchschlafstörungen – vor allem deren Zunahme – seien eine Konsequenz der Überdigitalisierung. cr
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2013)