WM-Qualifikation: Kontinuität und ein Schuss Gefühl

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WM Qualifikation Alma(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Österreichs Teamchef Marcel Koller wird am Freitag gegen Schweden keine Experimente wagen. Ein Fragezeichen steht hinter der Nummer 1.

Wien. Wer hinter verschlossenen Türen trainiert, der muss nicht unbedingt etwas zu verheimlichen haben. Dass Fußballnationalmannschaften vor entscheidenden Spielen keine öffentlichen Trainingseinheiten abhalten, ist seit vielen Jahren üblich. Große Verbände und kleinere praktizierten das, auch ganz kleine, wenn es sein muss. Teamchefs legen keinen besonderen Wert darauf, dass jedes taktische Detail via Medien dem Gegner in die Hände gespielt wird. Oder auch Aufstellungsvarianten. Denn das eine oder andere Fragezeichen gibt es immer.

Auch Marcel Koller, der Teamchef der Österreicher, ist nicht davon begeistert, wenn im Finish einer Vorbereitungsphase die Kiebitze gleichsam am Zaun hängen. Immer wieder gibt es besonders lustige Reporter, die glauben, sie müssen sich in Stadien einsperren lassen oder auf Bäume kraxeln, um einen verstohlenen Blick auf das Übungsgelände zu erhaschen. Und dann ganz exklusiv die Aufstellung erraten zu können.

Österreich hatte in der Vergangenheit einige Teamchefs, die nicht wirklich zu durchschauen waren. Ein Didi Constantini etwa war stets für mindestens eine Überraschung gut. Marcel Koller, der übrigens beim 1. FC Köln gefragt sein soll, ist aus einem anderen Holz geschnitzt. Er braucht keinen Hometrainer oder kein echtes Fahrrad, um eine Idee von seiner Elf zu bekommen. Constantini hat nämlich einmal beim Strampeln den Plan ausgeheckt, aus Roland Linz eine Nicht-Speerspitze zu machen. Das ganze Projekt ist damals sogar gut gegangen.

Köpfe freibekommen

Teamchef Koller ist da schon konservativer. Er hat längst eine Mannschaft gefunden, die er seit mittlerweile schon längerer Zeit kaum verändert. Das trifft auch auf die Startformation zu. Der Schweizer ist kein Freund von Experimenten, er setzt auf Konstanz. Am liebsten sind ihm Spieler, die seine Ideen von Beginn an voll mittragen. Längere Trainingslager – wie diesmal – kommen wie gerufen. Schon in der Vorwoche hat er mit ersten Versuchen starten können, seit Montag ist die ÖFB-Auswahl komplett.

Das Training gegen Ende der Saison hat einige Spieler geschlaucht, noch einmal gilt es, die letzten Kräfte zu mobilisieren. Um am Freitag in den Abendstunden voll auf der Höhe zu sein, wurde am gestrigen Mittwoch etwas das Tempo herausgenommen, die Trainingseinheit am Vormittag kurzerhand gestrichen. „Der Zeitpunkt war da, um die Köpfe der Spieler nach einer langen Saison ein wenig freizubekommen. Jetzt gilt es, die Fokussierung, die Lockerheit und die Lust aufs Spiel zu fördern.“ Und weiters meint er: „Wenn man das Gefühl hat, dass die Konzentration ein bisschen nachlässt, dass ungewohnte technische Fehler passieren, dass mehr Bälle als sonst wegspringen, dann sollte man ein bisschen bremsen und nachgeben.“

Wie man die Schweden schlagen kann, das weiß beispielsweise auch Franz Wohlfahrt, der Teamtormanntrainer. Er hat den in die Politik gewechselten Otto Konrad beerbt. Beim 1:0-Sieg in der WM-Qualifikation für Frankreich hat Michael Konsel Rot gesehen – und Wohlfahrt musste damals von einer Sekunde auf die andere einspringen. Der ehemalige Austria- und Stuttgart-Keeper ersetzte übrigens Andreas Herzog, den Schützen des Siegestores – und zeigte in den letzten Minuten noch einige Glanzparaden. „Lange her, aber mit der heutigen Situation vielleicht vergleichbar.“

Sicher ist sicher

Wer gegen Schweden die Nummer 1 trägt, das ist offiziell offen. Zuletzt war das der ehemalige Düsseldorf-Legionär Robert Almer. Denkbar wäre auch Heinz Lindner, Meister mit der Austria und im Dauereinsatz – im Unterschied zu seinem Konkurrenten. Wohlfahrt: „Wir werden einen sicheren Schlussmann haben.“ Und auch einen sicher umjubelten Champions-League-Sieger. David Alaba soll neuerdings auf der Wunschliste von Arsenal stehen.

WM-Qualifikation

Gewinnspiel: Tipp3 hat unter den „Presse“-Lesern ein Ticket für das WM-Qualifikationsspiel am Freitag im Happel-Stadion gegen Schweden verlost. Die glückliche Gewinnerin ist Claudia Gottlieb aus Wien. Wir danken allen fürs Mitmachen. Hier die Top-Quoten: Sieg Österreich: 2,40, unentschieden: 3,30, Sieg Schweden: 2,60. Mehr Infos unter: www.tipp3.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2013)

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