Salzburger Festspiele: Auf Pereira folgt Bechtolf

Alexander Pereira bleibt bis 2014 Leiter der Salzburger Festspiele, danach übernimmt Scen-Eric Bechtolf bis 2017.
Alexander Pereira bleibt bis 2014 Leiter der Salzburger Festspiele, danach übernimmt Scen-Eric Bechtolf bis 2017.(c) APA/NEUMAYR/MMV
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Das Kuratorium beschloss, dass der Intendant trotz Übernahme der Scala bis 2014 im Amt bleibt. Prolongiert wird offenbar Helga Rabl-Stadlers Präsidentschaft.

Alexander Pereira bleibt in Salzburg. Zwar nicht so lange wie ursprünglich geplant, aber doch auch wieder nicht so kurz, wie Salzburgs Bürgermeister Schaden verlangt hat. Der war nämlich gegen eine Doppelfunktion des amtierenden Festspiel-Intendanten, der 2015 die Leitung der Scala übernimmt und damit sofort auch für Mailand zu planen beginnen muss.

Das Kuratorium der Salzburger Festspiele hat am Dienstag nachmittag entschieden, Pereira bis 2014 im Amt zu belassen. Die längst vorgeplanten Festspiele für die kommende Spielzeit sollen also auch noch von Pereira „abgewickelt“ werden. Die Intendanz wird, wie vorgesehen, erst ab 2017 ausgeschrieben. In der Zwischenzeit springt Sven-Eric Bechtolf ein, der an Pereiras Seite das Schauspielprogramm betreut hat und ab 2015 für zwei Spielzeiten, basierend auf den bereits laufenden Planungen, als Interims-Intendant fungieren wird. Ihm zur Seite wird eine in ihrem Einfluss gestärkte Festspiel-Präsidentin ihres Amtes walten. Diese Funktion soll zwar für die Jahre ab 2015 ausgeschrieben werden, doch sind sich Kenner des Salzburger Hausbrauchs sicher, dass Helga Rabl-Stadler in dieser Funktion bestätigt werden wird. Sie gilt der Salzburger Kulturpolitik als Garant für Kontinuität.

Immerhin ist Rabl-Stadler die einzige Person, die die fortwährenden Auseinandersetzungen zwischen Intendanten und Festspiel-Gremien über Jahre hin unbeschadet überstanden hat. Dass sie im Labyrinth der Salzburger Innenpolitik bestens vernetzt ist, hat ihr dabei nicht geschadet. Mittlerweile vermochte sie vier Intendanten „auszusitzen“. Nicht einmal der streitbare, von Medien und Politikern verhätschelte Gerard Mortier (Intendant in den Neunzigerjahren) konnte sich über Rabl-Stadler ganz hinwegsetzen, obwohl Kenner von Sitzungen berichten, in denen sich der Intendant entfernte, sobald die Präsidentin zu sprechen begann . . .
Das Verhältnis zwischen Alexander Pereira und Rabl-Stadler war keinen Deut besser. Im Gegenteil. Pereira ließ an seiner Abneigung gegen Kuratoriumssitzungen und -entscheidungen keinen Zweifel und bemängelte das Führungssystem Salzburg bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Weniger Tantiemen, mehr Richard Strauss

Nach seiner Bestellung zum künftigen Scala-Intendanten konnte Pereira nun ohne Schielen nach möglicher Verlängerung in die Verhandlungen gehen. So kam es zum glimpflichen Ausgang der gestrigen Sitzung, in der Budget und Programm für 2014 in der von Pereira vorgelegten Form beschlossen wurden. Der Intendant, der wiederholt zur Sparsamkeit ermahnt wurde, verzichtete auf eine konzertante Opernaufführung und konnte im Budget noch eine Korrektur vornehmen: Ein Betrag von 200.000 Euro war für Tantiemenzahlungen veranschlagt worden, die nun nicht zu leisten sind.

Dieser finanziellen Erleichterung ist es zu danken, dass der Richard-Strauss-Schwerpunkt, der zur Feier des 150. Geburtstags des Festspiel-Gründervaters 2014 geplant ist, tatsächlich stattfinden kann.

Ausdrücklich will sich Alexander Pereira in den zwei ihm verbleibenden Festspielsommern noch dafür einsetzen, die gewonnenen Sponsoren für Salzburg „bei der Stange zu halten“. Überdies beruhigte er die Salzburger: „Sie können sicher sein, dass ich bei der Akquisition von Sponsoren für die Scala den Festspielen nicht ihre Geldgeber abspenstig machen werde.“

Verwirrspiele und Zwistigkeiten in der Führungsetage, wie sie am gestrigen Dienstag hinter verschlossenen Türen stattgefunden haben, dürfen in Salzburg übrigens zur Tradition gezählt werden. In der Regel ist dabei über Geld gestritten worden.

Die Vorstellung, dass sich ein Reigen von Kulturveranstaltungen selbst finanzieren müsse, geisterte von Anbeginn durch die Festspiel-Geschichte. Nicht zuletzt, weil es dem für Salzburger Verhältnisse ungewöhnlich festspielfreundlichen Landeshauptmann Franz Rehrl anno 1926 gelang, in einer Ära der tiefen Depression tatsächlich ohne öffentliche Zuwendungen auszukommen: Man bat zu „Festspielen“, ohne dass Stadt oder Land Geld zuschießen mussten.

Das gelang nur ein Jahr lang und dann nur noch einmal, und sozusagen auf einem Nebenschauplatz: 1967 bilanzierte Herbert von Karajan mit dem ersten Durchlauf seiner eben gegründeten Osterfestspiele mit einem knappen Überschuss von 100 Schilling, den er PR-tauglich während der Pressekonferenz in der eigenen Börse verschwinden ließ.

Die bewegte Festspiel-Geschichte hat den Kuratoren allerdings auch schon heiklere Aufgaben gestellt – etwa die: Gottfried von Einem Ende der Fünfzigerjahre auszureden, Bertolt Brecht zur Galionsfigur des Festivals werden zu lassen. Seit Einem damals aus den Entscheidungsgremien „entfernt“ wurde, wird wieder mehrheitlich über Geld verhandelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2013)

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