Silber glänzt heuer gar nicht

Silber hat die Investoren heuer bis dato schwer enttäuscht.
Silber hat die Investoren heuer bis dato schwer enttäuscht. (c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Kaum ein Rohstoff hat sich seit Jahresbeginn so schwach entwickelt wie das Edelmetall Silber. Um als Industriemetall punkten zu können, wächst die Wirtschaft noch zu schwach.

Frankfurt/Bloomberg. Investoren haben für dieses Jahr große Hoffnungen in Silber gesetzt. Stattdessen führt das Edelmetall die Verluste bei Rohstoffinvestments an: Der Preis ist um 28 Prozent eingebrochen. Das Vertrauen in Edelmetalle als Anlage zum Werterhalt des Vermögens schwindet. Zudem belastet die Aussicht auf schwächeres Wirtschaftswachstum die Nachfrage aus der Industrie.
In einer Umfrage von Bloomberg im Dezember haben Investoren Silber in diesem Jahr einen Preisanstieg um 33 Prozent vorausgesagt. Tatsächlich ist der Preis auf 22 Dollar je Unze gefallen. Silber steht vor der schlechtesten Entwicklung seit 1984.

Gold reißt Silber mit

Eine Feinunze (31,1 Gramm) kostet derzeit 21,8 Dollar. Selbst wenn Silber nach den aktuellen Prognosen von 14 Analysten bis zum Jahresende noch eine Rallye auf 23,50 Dollar je Unze hinlegen sollte, wäre das noch ein Verlust von 23 Prozent in diesem Jahr. Im April ist Silber in einen Bärenmarkt geraten, ebenso wie Gold, und der Preis liegt nun 56 Prozent unter dem Rekord bei 49,8044 Dollar je Unze aus dem April 2011.

Ein Bärenmarkt wird definiert durch einen Preisrutsch von 20 Prozent seit dem letzten Hoch. „Silber ist ins Kreuzfeuer geraten zwischen seiner Bedeutung als Edelmetall und jener als Industriemetall“, sagt John Stephenson, Senior Vice President und Fondsmanager bei First Asset Investment Management Inc. in Toronto. „Seit die Investoren Gold verkaufen, verliert auch Silber an Glanz. Und bevor die Investoren anfangen können, Silber als Industriemetall anzusehen, brauchen wir ein ausreichendes Wirtschaftswachstum.“

Analysten hatten mehrere Gründe, dem Silberpreis eine Rallye vorauszusagen: Zum einen sollten Turbulenzen die Nachfrage nach Edelmetallen als Schutz vor Inflation und Währungsverfall antreiben, zum anderen sollte anziehendes Wirtschaftswachstum der Silbernachfrage vonseiten der Industrie Schub geben. Doch der Preiseinbruch bei Gold, stabile Verbraucherpreise und wachsende Sorgen im Hinblick auf die Konjunkturstärke sorgten stattdessen dafür, das Silber weniger attraktiv wurde.

Der Preisrutsch bei Silber übertrifft auch den Verlust von 17 Prozent bei Gold in diesem Jahr. Trotz anhaltend starker Nachfrage nach physischem Gold hat der Goldpreis Kurs auf den ersten Jahresverlust seit 2000 genommen. Grund ist, dass die Investoren ihre Gelder aus börsengehandelten Goldfonds abziehen.

Auch für andere Rohstoffe ist es dieses Jahr bergab gegangen – wenn auch längst nicht in so starkem Ausmaß: Der 24 Rohstoffe umfassende GSCI-Index von Standard & Poor's fiel um 2,6 Prozent und kommt damit seit dem Hoch im vergangenen Jahr auf ein Minus von 12,5 Prozent.

Als Industriemetall wenig gefragt

Die Bestände in den mit Silber unterlegten börsengehandelten Produkten (ETP) sind indes dieses Jahr noch wenig verändert. Dagegen sanken die Bestände der Gold-ETPs um 19 Prozent, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. Bislang behandeln Investoren Silber eher als Edelmetall und weniger als Industriemetall. „Die Stimmung der Investoren wird weiterhin gedrückt bleiben“, sagt Jeremy Baker, leitender Rohstoffstratege bei Harcourt Investment Consulting AG in Zürich. „Es gibt in einigen industriellen Bereichen eine ordentliche Nachfrage, aber wir müssen erst ein deutliches Anziehen sehen, bevor das durchschlägt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2013)

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