Die anhaltende Flucht aus dem Papiergold bringt den Markt unter Druck. Vom Markt her wird Gold jedenfalls keine Impulse bekommen.
Die Goldmünzen-Prägeanstalten laufen auf Hochtouren, die Nachfrage nach Barren ist ungebrochen, aber der Goldpreis, der seit Wochen an der 1400-Dollar-Marke klebt, kommt nicht vom Fleck. Als Hauptgrund dafür orten Experten die breit angelegte Flucht der Anleger aus mit physischem Gold unterlegten Papiergold-Produkten. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg haben Investoren ihre Bestände an goldunterlegten ETFs (Exchange Traded Funds) seit Anfang Februar um knapp 500 Tonnen abgebaut – und damit immerhin 22 Mrd. Dollar aus dem Goldmarkt abgezogen.
Die ETF-Bestände wurden damit um fast ein Fünftel auf den niedrigsten Stand seit März 2011 abgebaut. Die verstärkte Nachfrage nach Barren und Münzen in Europa und den USA wurde durch die aus ETF-Beständen auf den Markt geworfenen 500 Tonnen offenbar mehr als kompensiert, was Preisdruck erzeugt.
Gleichzeitig wird die Nachfrage in Südostasien, einem traditionell starken Absatzmarkt, künstlich gebremst. Etwa durch eine Erhöhung der Gold-Importsteuer von sechs auf acht Prozent in Indien. Das alles deutet darauf hin, dass eher die Pessimisten, die einen weiteren Abfall der Goldnotierungen erwarten, recht behalten werden. Tatsächlich sind die einschlägigen Analysten zumindest kurzfristig extrem „bärisch“ drauf: Die Mehrzahl der von Bloomberg regelmäßig befragten Experten erwartet für die nächsten Tage weitere Preisrückgänge.
Vom Markt her wird Gold jedenfalls keine Impulse bekommen. Außer, die Krise eskaliert wieder und es kommt zu neuerlichen Angstkäufen. Danach sieht es aber nicht aus.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2013)