Freihandelszone: Streit zwischen Paris und Brüssel

Freihandelszone sorgt für Streit zwischen Paris und Brüssel (Symbolbild)
Freihandelszone sorgt für Streit zwischen Paris und Brüssel (Symbolbild)(c) REUTERS (HAZIR REKA)
  • Drucken

Die EU hat sich auf Freihandelsgespräche mit den USA geeinigt. Nun streiten die Kommission und Frankreich über die Interpretation des Beschlusses.

Nur wenige Tage nach der Einigung der EU-Mitgliedstaaten auf Freihandelsgespräche mit den USA liegen die EU-Kommission und die Regierung in Paris in ihrer Interpretation des Beschlusses über Kreuz. Konkret geht es um den von Frankreich durchgesetzten Ausschluss des Kultursektors von den Gesprächen. Die Kommission könne alle übrigen Bereiche mit den USA diskutieren, erklärte der Sprecher von EU-Handelskommissar Karel De Gucht am Dienstag. Falls die USA einen Vorschlag zum Kultursektor vorlegten, müsse die Kommission die EU-Mitglieder darüber abstimmen lassen.

Paris sieht die Sache jedoch anders: Falls die USA über den Kultursektor reden wollten, müsse das gesamte Verhandlungsmandat der EU-Kommission neu diskutiert werden, hatte Außenhandelsministerin Nicole Bricq am Montag betont. Es müsse dann erneut einstimmig eine Entscheidung fallen, "und Frankreich wird wieder Nein sagen", kündigte sie an. Auch aus Diplomatenkreisen hieß es: "Es reicht, wenn ein Staat Nein sagt - dann passiert nichts."

Zwist könnte Prozess weiter erschweren

Die EU-Staaten hatten am Freitagabend den Weg für die Verhandlungen über die größte Freihandelszone der Welt zwischen der EU und den USA freigemacht. Frankreich stimmte dem Verhandlungsmandat für die EU-Kommission allerdings erst zu, nachdem die EU-Handelsminister die öffentliche Kulturförderung ausklammerten. Frankreich hatte mit einem Veto gedroht, sollte der audiovisuelle Kulturbereich nicht ausgenommen bleiben. De Gucht erklärte schon unmittelbar nach der Einigung am Freitag: "Audiovisuelle Dienste sind momentan nicht im Mandat enthalten, können später aber hinzugefügt werden."

Der neue Zwist über die Auslegung des Verhandlungsmanadats könnte den Prozess weiter erschweren. Bricq bezweifelte, "dass diese Sache binnen zwei Jahren abgeschlossen wird". Sie verwies auf Verhandlungen mit Kanada, die bereits seit fünf Jahren liefen, ohne dass eine Einigung erzielt worden sei.

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte hingegen am Montag aufs Tempo gedrückt. Die Gespräche müssten rasch beginnen und ehrgeizig geführt werden, "damit wir in absehbarer Zeit - und das bemisst sich in wenigen Jahren - zu einem Abschluss kommen können", sagte Merkel am Rande des G-8-Gipfels in Nordirland.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild
International

Was freier Handel mit Amerika bringt

Durch eine echte Freihandelszone EU/USA bleibt im Welthandel kein Stein auf dem anderen. Das Ifo-Institut hat die Folgen je Land berechnet. Österreich profitiert nur wenig.
THEMENBILD: Ò30 JAHRE PUCH G-KLASSE IN GRAZÒ MAGNA STEYR FAHRZEUGTECHNIK/PRODUKTION PUCH G
International

Freihandel: "Autoindustrie ortet erhebliches Potential"

Die deutschen Autobauer drängen auf den Abbau von Zollschranken. Pro Jahr zahlen sie etwa eine Millarde Euro an Abgaben.
Freihandelsabkommen soll 400000 neue
International

Freihandelsabkommen soll 400.000 neue Jobs schaffen

Die Freihandelszone zwischen USA und EU wäre mit 800 Millionen Einwohnern so groß wie keine andere auf der Welt.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.