ORF: "Wir sparen überall"

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sparen ueberall(c) ORF (MILENKO BADZIC)
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"Rat auf Draht", Bachmann-Preis, "Frisch gekocht", weniger Kaiser und Volksmusik: So will der ORF seine Ausgaben ab 2014 um 80 Millionen Euro kürzen.

Er hört es nicht gern, aber ein bisschen hat es sich der ORF auch selbst zuzuschreiben, dass die Wortkombination „Kahlschlag am Küniglberg“ zuletzt häufiger zu hören war. Seit feststeht, dass die Politik dem ORF ab 2014 nicht mehr jene Millionen zuschießen will, die ihm durch gebührenbefreite Haushalte entgehen, wurde ein umfassendes Sparpaket in Höhe von 80Millionen Euro erarbeitet. Da ließen die Spekulationen nicht lange auf sich warten, welche Sendungen gestrichen oder gekürzt werden sollen. Und es entstand der Eindruck, der ORF ziele mit seiner Sparliste auch ein wenig darauf ab, die Politik zu erpressen. Motto: Seht her, was dann alles nicht mehr möglich sein wird.

Von „Kahlschlag“ könne keine Rede sein, betonte die ORF-Geschäftsführung am Rande des Stiftungsrats am Donnerstag. Der ORF sei auch nicht pleite, wie der sehr gute Jahresabschluss für 2012 (3,3Millionen Euro Gewinn im Konzern) beweise. Durch die fehlende Gebührenrefundierung und ein finanzintensives Sportjahr mit Olympischen Spielen und Fußball-WM (die die Sportkosten auf 100 Millionen Euro ansteigen lassen) müsse aber in allen Bereichen gespart werden. 20Millionen bei Personal und Struktur, 20Millionen durch den Verkauf von Immobilien und Wertpapieren, rund 34Millionen beim Programm. Wie soll das aussehen? Indem man an den Randzonen, also am späten Abend, Sonntagvormittag und beim Kinderprogramm spart, aber eigenproduzierte Serien, Shows und Spielfilme im Vor- und Hauptabend möglichst wenig einschränkt. „Wir sparen überall“, sagte Radiodirektor Karl Amon und meint damit auch alle Radiosender, das Rundfunk-Symphonieorchester und das Radiokulturhaus.

Einschnitte auch in das Kulturprogramm

Fest steht bereits, dass es ab 2014 je eine Ausgabe weniger „Musikantenstadl“, „Starnacht“, „Wir sind Kaiser“ geben wird, gestrichen wird die Kochsendung „Frisch gekocht“, der Songcontest wird weiterhin gesendet, eine aufwendige Vorausscheidung wird es aber nicht geben. Der Mittwochabend wird mit Kaufserien statt eigenproduzierten Dokusoaps und Magazinen bespielt – was TV-Direktorin Kathrin Zechner besonders schmerzen dürfte, war die Neugestaltung des Mittwochs doch Herzstück ihrer bisherigen „Programmkettenreform“. Auch die Landesstudios müssen sich bescheiden: Der Bachmann-Preis in Klagenfurt und das Musikprotokoll des „Steirischen Herbsts“ werden jedenfalls nicht in bisheriger Form übertragen. Von „Rat auf Draht“ will sich der ORF komplett trennen. „Das werden wir uns nicht mehr leisten können“, sagt ORF-General Alexander Wrabetz, der trotz der Einsparungen die Vielfalt des Programms erhalten will.

Zufrieden ist der Stiftungsrat mit dem Sparpaket. Das Motto für die kommenden Monate müsse „zuerst reformieren, dann refundieren“ lauten, so Stiftungsrat Franz Medwenitsch. Bis November muss das Budget für 2014 stehen – der ORF hofft, dass die Politik mit einer dann neu gewählten Regierung doch noch die Gebührenrefundierung beschließt. Kommt das Geld von der Politik, werde das zuerst in den Mittwochabend und die Eigenproduktionen fließen, versprach TV-Direktorin Zechner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2013)

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