Die Einstellung der Zahlungen kam für ihn "enorm überraschend", aber bei einem guten Controlling hätten die Defizite schon vor Jahren auffallen müssen.
Wie die Zukunft beim insolventen Baukonzern Alpine langfristig ausschauen wird, kann niemand sagen. Der Ausverkauf der Baustellen muss jedenfalls schnell vorangehen um Schlimmeres zu verhindern, denn Lieferanten könnten abspringen und die Beschäftigten haben auch das Recht, vorzeitig aus ihren Verträgen auszutreten. Der Chef des Alpine-Zentralbetriebsrats, Hermann Haneder, sagt im Rückblick im Interview im „Ö1-Morgenjournal", er habe die Probleme gesehen, aber nichts dagegen tun können. "Das tut einem Betriebsrat weh", sagt Haneder, weil es für ihn auch eine ganz neue Situation war.
Die spanische Konzernführung habe "enorm überraschend" die Zahlungen eingestellt. Bei einem Besuch bei FCC im Mai habe er alledings gehört: "Hermann, wir haben schon genug in die Alpine hineingesteckt, wir geben kein frisches Geld mehr". Die Eigentümerinnen hätten aber auch gesagt: "Wir werden das Alpine-Problem schon lösen". Es seien dann zwar noch einmal 25 Mio. Euro nach Österreich überwiesen worden, um die Mai-Löhne zu bezahlen, aber schon die nächste notwendige Zahlung von 21 Mio. Euro habe es dann nicht mehr gegeben, so Haneder. "Und das war enorm überraschend und trifft dich auf dem falschen Fuß."
Controlling versagt
Noch bei der Ausgabe einer Wandelanleihe sei alles "happy gewesen", und binnen zwei Jahren sei eine Milliarde Euro im Ausland weg gewesen. Der Aufsichtsrat sei mit Spaniern besetzt, "das Controlling auch nicht dementsprechend eingesetzt", so Haneder. Andernfalls wären die Defizite schon vor vier, fünf Jahren aufgefallen und da wäre der Schaden bei weitem nicht so groß gewesen.
Vorwürfe mache er sich nicht, sagt der Betriebsrat, denn er habe ohnehin "aufgeschrien" und die Maßnahmen im Ausland kritisiert. "Ich habe das Beste daraus gemacht", so Haneder. Aber die Aussagen eines Betriebsrats seien nicht ernst genug genommen worden, obwohl sein Ansehen von ihm als Betriebsratsvorsitzenden im Konzern doch sehr hoch gewesen sei. Dass man ihm Informationen vorenthalten hätte, glaubt Haneder nicht, denn das könne man im Aufsichtsrat gar nicht. Derart dramatische Entwicklungen seien aber nicht sehbar oder spürbar gewesen.
Was ihm wehtue, seien die Leute, die es trifft, vor allem die Zulieferer, die auf Rechnungen über 100.000 oder 300.000 Euro sitzenbleiben und nun "zusperren" könnten, schildert Haneder. "Es sind die Kleinen, die beißt's wieder." Was ihm jetzt, nach den dramatischen Tagen, zu Alpine nach 28 Jahren einfällt: "Dass es eine super Firma war."
Zur Person
Herman Haneder ist seit fast 30 Jahren Betriebsrat, erst bei der Universale, dann bei der Alpine. Und er ist Chef der Arbeiterkammer Niederösterreich.
(red/herbas)