Autoindustrie

Tesla soll Angaben zur Reichweite seit Jahren beschönigen

Zu optimistische Reichweitenangaben dürften bei Tesla System haben. In den USA wird deshalb nun eine Sammelklage angestrebt.
Zu optimistische Reichweitenangaben dürften bei Tesla System haben. In den USA wird deshalb nun eine Sammelklage angestrebt.APA / AFP / Philippe Lopez
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Die Anweisung, Reichweitenschätzungen optimistisch auszulegen, sei von Konzernchef Elon Musk selbst gekommen. Für die Bearbeitung entsprechender Kundenreklamationen rief der Autobauer sogar ein eigenes Team ins Leben.

Der US-Autobauer Tesla sieht sich in Kalifornien einer Sammelklage wegen der behaupteten Reichweite seiner Elektrofahrzeuge gegenüber. Drei Tesla-Besitzer in Kalifornien werfen dem Autohersteller vor, die geschätzten Reichweiten seiner Elektrofahrzeuge falsch anzugeben.

Die Klage beim US-Bezirksgericht beruft sich auf einen Artikel der Nachrichtenagentur Reuters, in dem berichtet wird, dass Tesla in Nevada ein „Diversion Team“ eingerichtet hat, um möglichst viele Kundenreklamationen in Bezug auf die angegebenen Reichweiten zu bearbeiten, nachdem das Unternehmen mit Beschwerden von Besitzern überschwemmt wurde.

Elon Musk dürfte „rosige“ Prognosen selbst angeordnet haben

Reuters berichtete auch, dass Tesla vor etwa zehn Jahren beschlossen habe, Algorithmen für die Reichweitenanzeige im Armaturenbrett zu schreiben, die den Fahrern „rosige“ Prognosen für die Entfernung, die das Auto mit einer vollen Batterie zurücklegen kann, anzeigen sollten. Die Anweisung, die optimistischen Reichweitenschätzungen zu präsentieren, kam von Tesla-Chef Elon Musk höchstpersönlich, sagte ein namentlich nicht genannter Insider gegenüber der Nachrichtenagentur. Reuters konnte nicht feststellen, ob Tesla immer noch Algorithmen verwendet, die die Reichweitenschätzungen erhöhen.

Weder Tesla noch Musk haben sich zu den Vorwürfen bisher geäußert, auch auf Anfragen zu der Klage wurde nicht reagiert, wie Reuters berichtet. In der Klage wird Tesla der Verstoß gegen die Fahrzeuggarantien sowie Betrug und unlauterer Wettbewerb vorgeworfen.

„Einfach ausgedrückt: Tesla hat die Pflicht, ein Produkt zu liefern, das so funktioniert, wie es beworben wird“, sagte Adam A. Edwards, ein Anwalt bei Milberg Coleman Bryson Phillips Grossman, der Firma, die Tesla-Besitzer in der Klage vertritt, in einer Erklärung. Die drei Kläger berufen sich auf Fälle, in denen ihre Teslas nicht annähernd die beworbenen Reichweiten erreichten, und sagten, sie hätten sich beim Unternehmen erfolglos beschwert. James Porter, ein in Petaluma, Kalifornien, ansässiger Model Y-Besitzer, sagte in der Klage, dass er auf einer Reise „ungefähr 182 Meilen an Reichweite verloren hat - obwohl er nur 92 Meilen gefahren ist“.

In der Klageschrift heißt es: „Hätte Tesla ehrlich mit den Reichweiten seiner Elektrofahrzeuge geworben, hätten die Verbraucher entweder keine Tesla-Fahrzeuge gekauft oder sie hätten wesentlich weniger dafür bezahlt.

Sammelklage angestrebt

In der Klage wird der Status einer Sammelklage angestrebt, um „alle Personen in Kalifornien zu vertreten, die ein neues Tesla Model 3, Model S, Model Y und Model X Fahrzeug gekauft haben“. Es wird ein unbestimmter Schadenersatz gefordert. Tesla sieht sich zudem mit Klagen und behördlichen Untersuchungen über seine Autopilot- und „Full Self-Driving“-Technologie und seine Behauptungen über die Sicherheit dieser Systeme konfrontiert.

Ein kalifornischer Tesla-Besitzer reichte im April eine Sammelklage ein, nachdem Tesla-Mitarbeiter Berichten zufolge über ein internes Nachrichtensystem sensible Bilder und Videos weitergegeben hatten, die von den Kameras der Fahrzeuge aufgenommen worden waren. In der Klage wird Tesla vorgeworfen, die Privatsphäre seiner Kunden zu verletzen. Der Konzern hat die Vorwürfe bestritten. (red.)

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