Bausparen trotz Niedrigzinsen beliebt

Bausparen trotz Niedrigzinsen beliebt
Bausparen trotz Niedrigzinsen beliebt(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com (Erwin Wodicka - BilderBox.com)
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Die Einlagen bei den österreichischen Bausparkassen sind seit einem Jahr um 3,8 Prozent gestiegen. Im Vorjahr war die Prämie auf 1,5 Prozent halbiert worden.

Wien/B.l./Apa. Im Vorjahr sah es kurzfristig so aus, als hätte der Bausparvertrag, neben dem Sparbuch der Österreicher liebstes Anlagevehikel, an Attraktivität verloren. Der Staat halbierte damals die Prämie, die man auf die Einzahlungen erhält, auf 1,5Prozent oder maximal 18 Euro pro Jahr (wenn jemand 1200 Euro einzahlt).

Prompt wurden bei den vier Bausparkassen (Wüstenrot, Raiffeisen, ABV und S-Bausparkasse) weniger neue Verträge abgeschlossen. Doch inzwischen scheinen sich die Österreicher mit der gekürzten Prämie und den niedrigen Zinsen abgefunden zu haben: Im ersten Halbjahr wurden 445.000 neue Verträge abgeschlossen und damit um 12,6Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Die Einlagen stiegen in Summe um 3,8 Prozent auf 20,1 Mrd. Euro. Die Ausleihungen blieben bei 19,1 Mrd. Euro stabil. Das teilte das Arbeitsforum der österreichischen Bausparkassen am Dienstag mit. Die Finanzierungsleistung schrumpfte jedoch um ein Drittel auf 1,1 Mrd. Euro. S-Bausparkassen-Chef Josef Schmidinger erklärt diese Zurückhaltung mit einer gewissen Angst vor der Zukunft und eingeschränkten Fähigkeiten, einen Kredit aufzunehmen.

Ein weiterer Grund könnte mit dem Niedrigzinsumfeld zusammenhängen: Bauspardarlehen bieten einen Zinsdeckel bei sechs Prozent (höher dürfen die Zinsen nicht steigen). Da derzeit kaum jemand damit rechnet, dass die Zinsen in den nächsten Jahren in diese Höhen klettern, scheint dieser Vorteil von Bauspardarlehen weniger attraktiv, und viele Kreditnehmer sehen sich nach Alternativen (etwa Bankkrediten) um. Die Anbieter reagieren: Die S-Bausparkasse etwa hat bei einem Darlehensprodukt die Mindestverzinsung von drei auf 2,5 Prozent gesenkt.

Fünf Millionen Verträge

Bei den Einlagen sind die hoch verzinsten Alternativen jedoch rar. Weshalb der Bausparvertrag im GfK-Ranking der beliebtesten Anlageformen das Sparbuch kürzlich wieder überholt hat. Österreichweit gibt es 5,1 Millionen Bausparverträge. Das bedeutet, dass 60,6 Prozent der Österreicher vom Baby bis zur Pensionistin einen Vertrag haben. Die Niedrigzinspolitik hat auch bei den Bausparverträgen ihren Niederschlag gefunden.

Wer einen Vertrag mit fixen Zinsen abschließt, erhält laut dem Vergleichsportal durchblicker.at maximal 1,5Prozent Zinsen pro Jahr (ohne Prämie, aber vor Abzug von Kapitalertragsteuer und Gebühren). Wer einen Vertrag mit variablen Zinsen abschließt, bekommt im ersten Jahr meist drei Prozent, danach liegen die Zinsen in der Regel in der Bandbreite zwischen 0,75 und etwa vier Prozent. Steigen die Marktzinsen in den nächsten Jahren nicht maßgeblich an, muss man sich wohl mit Zinsen am unteren Ende der Bandbreite begnügen.

Auch die staatliche Prämie orientiert sich am Zinsniveau. Da weiterhin mit einem niedrigen Zinsniveau gerechnet wird, erwartet Schmidinger, dass die Prämie auch nächstes Jahr an der Untergrenze bleibt. Sie wird im Herbst fixiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2013)

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