Himalaya: "Nur Geübte werden künftig klettern dürfen"

Nepal plant strengere Regeln für Himalaya-Bergsteiger. Verrückte Rekorde und untrainierte Bergsteiger sollen bald der Vergangenheit angehören.

Verrückte Rekorde auf dem Mount Everest und untrainierte Bergsteiger auf den höchsten Himalaya-Gipfeln könnten in Nepal bald verboten werden. Die Regierung des südasiatischen Landes hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die die bisher geltenden Alpin-Regeln überprüfen soll. "Wir werden neue Kriterien in Bezug auf Erfahrung und technisches Können für die Bergsteiger setzen", sagte Ang Chiring Sherpa vom zuständigen Komitee am Montag in Kathmandu. "Das heißt nur geübte Menschen werden zukünftig Klettern dürfen".

Im Mai wurden auf dem höchsten Berg der Welt mehrere Premieren gefeiert. Erstmals erklomm eine Frau aus Saudi-Arabien den Mount Everest, außerdem standen dort ein Mann ohne Hände und Zwillingsschwestern aus Indien.

Der Mount Everest. 8848 Meter über dem Meeresspiegel liegt der höchste Gipfel der Erde an der Grenze zwischen China/Tibet und Nepal. Am 29. Mai vor 70 Jahren betraten (vermutlich) die ersten beiden Menschen das nur rund zwei Quadratmeter große Plateau auf dem "Dach der Welt": der Neuseeländer Edmund Hillary und sein nepalesicher Träger Tenzing Norgay. (c) APA (PETER HABELER)

1953 startete die neunte britische Expedition zum Mount Everest unter der Leitung von John Hunt. Zwei Seilschaften wurden gebildet - die erste mit Tom Bourdillon und Charles Evans mit einem neu entwickelten Sauerstoffsystem, die zweite mit Hillary und den Sherpas Tenzing und Ang Nyima mit dem traditionellen Sauerstoffsystem. (c) REUTERS (HO)

Das neu-entwickelte Sauerstoffsystem versagte aber seinen Dienst, es vereiste. Die erste Seilschaft musste umkehren. Hillary, Tenzing und Nyima verlegten das Lager auf 8510 Meter, Nyima stieg wieder ab. (c) REUTERS (Pawel Kopczynski / Reuters)

Am 29. Mai 1953 um 6:30 Uhr brachen Hillary und Tenzing zum Gipfel auf. Gegen 11:30 war es soweit: Sie erreichten den Gipfel. (c) APA/M. Hirsch

Die beiden verband eine enge Freundschaft auch nach ihrem berühmten Gipfelsieg. Wer von den beiden zuerst seinen Fuß auf den Gipfel setzte, blieb lange unklar. Sie hüllten sich in Schweigen, während ihre Nationen den Gipfelsieg für sich in Anspruch nehmen wollten. (c) REUTERS (STR New / Reuters)

Ein Gipfelbild gibt es lediglich von Tenzing, fotografiert von Hillary. Der Sherpa konnte die Kamera nicht bedienen. (c) REUTERS (Desmond Boylan / Reuters)

Beide betonten immer, dass die Besteigung Teamwork war. 1955 gab Tenzing aber zu, dass Hillary den ersten Schritt auf den Gipfel machte. Im Bild: Statuen von Edmund Hillary and Tenzing Norgay in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu (c) REUTERS (NAVESH CHITRAKAR)

Ob sie tatsächlich die ersten Menschen am Gipfel waren, bleibt eines der großen Fragezeichen der Bergsteiger-Geschichte. Denn diese beiden Herren sorgen für ein mächtiges Brodeln in der Gerüchteküche. Die Briten George Mallory und Andrew "Sandy" Irvine waren Teil einer Expedition im Jahr 1924. Sie kehrten nie wieder lebend zurück. Da die Kamera fehlte, wird bis heute spekuliert, ob er am Gipfel war. Im Bild: Forscher Eric Simonson präsentiert den leeren Sauerstofftank von Abenteurer George Mallory. Seine Expedition fand den Leichnam von Mallory und Irvin im Jahr 1999. (c) REUTERS (Reuters Photographer)

Die Nachricht von der erfolgreichen Everest-Besteigung durch Edmund Hillary erreichte London am Vorabend der Krönung von Elizabeth II. Er wurde später zum Ritter geschlagen. Auch in Nepal wird Hillary verehrt. (c) REUTERS (Gopal Chitrakar / Reuters)

Er gründete den Himalayan Trust zur Unterstützung der nepalesischen Sherpas. Mit dem Geld wurden in der Region Khumbu beim Mount Everest Krankenhäuser und Schulen gebaut. (c) Reuters (Laurence Tan / Reuters)

Er war ein gern gesehener Gast bei Politik und in der Öffentlichkeit (im Bild Hillary mit Hillary - der Bergsteiger mit der damaligen Präsidenten-Gattin Hillary Clinton). (c) Win McNamee / Reuters

Auch in Österreich war Hillary zu Gast, etwa bei der Eröffnung Alpinismusausstellung "Der Berg ruft" im Jahr 2000, wo er vor der Tafel "Mount Everest" für ein Foto posierte. Im Bild ist auch der Österreicher Wolfgang Nairz zu sehen, der 1978 als erster Österreicher den Mount Everest bezwungen hat. (c) APA (NEUMAYR FRANZ)

In den Achtziger Jahren war Hillary Botschafter Neuseelands in Indien, Bangladesch und Nepal. 1994 wurde auch ein Asteroid nach ihm benannt, (3130) Hillary. (c) REUTERS (POOL)

Edmund Hillary starb am 11. Jänner 2008 in einem Krankenhaus in Auckland an einem Herzanfall, einige Monate vor seinem 89. Geburstag. Er wurde bei einem Staatsbegräbnis mit 600 Gästen beerdigt. Die neuseeländische Ministerpräsidentin Helen Clark bezeichnete ihn "als den bekanntesten Neuseeländer, der je gelebt hat". (c) Reuters (POOL New / Reuters)

Seine Familie stellte sich auch weiterhin in den Dienst des Abenteuers aber auch der guten Sache. Amelia Hillary posiert auf diesem Bild aus dem Jahr 2008 mit ihrem Vater Peter Hillary. Amelia hält die Unterstützung für die Region mit dem Fonds ihres Großvaters aufrecht. Peter, der Sohn von Edmund, war selbst zwei Mal auf dem Mount Everest. (c) REUTERS (Gopal Chitrakar / Reuters)

Öffnung weiterer Berge möglich

Zukünftig will die nepalesische Regierung nur noch Rekorde zulassen, die direkt mit Bergsteigen verbunden sind. Premieren wie die erste Hochzeit auf dem höchsten Punkt der Welt oder der erste Video-Anruf sollen der Vergangenheit angehören. Laut Sherpa werden auch die Trekking-Routen im Land überprüft, um sie "touristenfreundlicher und sicherer für Bergsteiger" zu machen. Zurzeit sind 326 Gipfel in Nepal zugänglich.

Das Komitee kann auch die Öffnung weiterer Berge für Touristen empfehlen, wenn es die Geografie zulässt und die örtlichen Gemeinden zustimmen. Für einige Gruppen in Nepal sind Berge heilig. Sie zu besteigen ist verboten. Die neuen Regeln müssen vom Kabinett verabschiedet werden und sollen im nächsten Frühjahr in Kraft treten.

(APA/dpa)